26. Bonhoeffertag

Aktuelle Meldung vom: 28.05.2024

Einladung zum 26.Bonhoeffertag am Sonntag, den 18.8.2024 in Friedrichsbrunn (Ostharz)

Wie in jedem Jahr, so findet auch in diesem Sommer ein Bonhoeffertag in Friedrichsbrunn statt. Friedrichsbrunn liegt oberhalb von Thale im Ostharz. Hier besaß die Familie Karl und Paula Bonhoeffer ein Ferienhaus, das die Bonhoefferkinder in ihrer Jugend als Feriendomizil nutzten, die erwachsenen und verheirateten Kinder und Schwiegerkinder mit den Enkelkindern als Refugium – besonders in der NS-Zeit – schätzten und das den Familien aus Berlin und Leipzig Schutz bot gegen die Bombenangriffe der Alliierten über Deutschland.

Im Bonhoefferhaus befinden sich das ‚Bonhoeffercafe‘, Ferienwohnungen und Ausstellungsräume zum Thema ‚Die Familie Bonhoeffer und Friedrichsbrunn‘. Die Kirchengemeinde Bad Suderode / Thale organisiert zusammen mit dem Träger- und Förderverein ‚Bonhoeffer-Haus Friedrichsbrunn‘ e.V. auch in diesem Jahr den traditionellen Bonhoeffertag.

Das Thema des gesamten Tages greift den 75. Jahrestag des Grundgesetzes der BRD und darin den Spitzensatz von Artikel 1 auf:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Die kursiv und schwächer gedruckte Vorsilbe ‚un‘ lässt beim Lesen aufmerken. Nur wenn die Würde des Menschen antastbar ist, kann die Forderung aufgestellt werden: ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‘. Weil die Würde des Menschen im nationalsozialistischen Staat angetastet, z.B. missachtet wurde in der Ermordung von über 6 Millionen Jüdinnen und Juden, auch in der Ermordung von Homosexuellen und geistig und psychisch Behinderten, haben die Verfasser des Grundgesetzes diesen ‚kategorischen Imperativ‘, der für jeden, für alle Menschen unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft gilt, an den Anfang der bundesdeutschen Verfassung gestellt.

Die Familie Karl und Paula Bonhoeffer durchschaute vom ersten Tag der Machtübernahme Adolf Hitlers und der diktatorischen Machtergreifung durch die NSDAP unter Ausschöpfung der Möglichkeiten der ersten demokratischen Verfassung des Deutschen Reiches, der Weimarer Verfassung, das undemokratische, menschenverachtende Regime der NSDAP. Sie wurde zum Gegner des totalitären Regimes. Vier der Söhne bzw. Schwiegersöhne von Paula und Karl Bonhoeffer waren aktive Mitglieder des militärischen und zivilen Widerstandes und sind durch den NS-Staat ermordet worden. In den Verhörprotokollen findet sich bei ihnen als ein wichtiges Motiv ihres Handelns: der Umgang des NS-Unrechtsstaates mit Jüdinnen und Juden, die Aberkennung ihrer Bürgerrechte und ihre grundlose Tötung. Die Zwillingsschwester Dietrich Bonhoeffers Sabine Leibholz hat zusammen mit ihrem Mann, getauft aber jüdischer Herkunft, und ihren beiden Töchtern aufgrund der Judenverfolgung und anstehenden -pogromen Deutschland 1938 Deutschland verlassen. Sie haben in England Zuflucht gefunden.

Dietrich Bonhoeffer, der in der ökumenischen Christenheit weithin bekannte Sohn der Familie, hat bei seinem Studienjahr 1930 / 31 in New York die Rassentrennung und den Rassismus der Weißen gegen die Afroamerikaner hautnah kennengelernt. Mit großem Interesse und Empathie hat er die baptistische Kirche der Schwarzen in Harlem besucht und aktiv in ihr mitgewirkt. Dabei hat er die sog. ‚Harlemrenaissance‘, das kulturelle Aufblühen des Selbstbewusstseins der Schwarzen sowie den ‚black Jesus‘ kennengelernt. Er war von der Frömmigkeit wie von dem diakonischen Engagement, von der Herzlichkeit wie von der Widerstandkraft der afroamerikanischen Christen tief bewegt. Er wird diese Erfahrungen in Harlem, die Eindrücke von New York und von seinen Reisen durch die USA, wo ihm die Rassentrennung unmittelbar begegnet ist, mitgenommen haben in das unruhige Deutschland, dessen erste Republik, die erste Demokratie unterwandert und ausgehebelt wurde. Schon kurz nach dem von den Nazis angestachelten Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 und dem Arierparagrafen im Beamtengesetz vom 7. April 1933 hat er sich in einem Vortrag und Aufsatz mit dem Thema ‚Die Kirche vor der Judenfrage‘ mit der Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden auseinandergesetzt. Als dritte Möglichkeit kirchlichen Handelns formuliert er dort: „…nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selber in die Speichen zu fallen.“ Es ist das Rad der neuen Machthaber, das die Bürgerrechte der Juden unter sich begräbt, indem es sie ausgrenzt, rechtlos macht, verfolgt und zuletzt millionenfach vernichtet.  

Haben die Erfahrungen und Eindrücke in Harlem bei der Gemeinde der afroamerikanischen Christen ihn dafür sensibilisiert? Haben sie seinen theologischen Horizont im Blick auf die weltweite Ökumene, das Ideal der einen Menschheit, die rechtliche und ethische Bedeutung der Menschenrechte und die Einsicht in die unantastbaren Würde eines jeden Menschen als Geschöpf Gottes, als ‚Kind Gottes‘ geweitet? Haben sie seine Widerstandskraft gestärkt?

Darüber soll beim 26. Bonhoeffertag am 18. August 2024 in Friedrichsbrunn nachgedacht werden. Der Autor und Regisseur Hellmut Schlingensiepen wird seine Film-Doku über den Einfluss der Harlemrenaissance auf Dietrich Bonhoeffer in New York vorstellen.

Der Anglist und Historiker Maximilian Zehnpfund wird das im Film Gehörte und Gesehene vertiefen im Blick auf Bonhoeffers Weg in den aktiven Widerstand gegen das rassistische Regime des NS-Staates.

 

Folgendes Programm erwartet sie beim 26. Bonhoeffertag am 18.8.2024 in Friedrichsbrunn:

11.00 Uhr           Festlicher Gottesdienst

im Garten des Bonhoefferhauses, bei schlechtem Wetter in der Kirche mit Pfarrerin Gabriele Zander, Stiftungspfarrerin der Franckeschen Stiftungen Halle, Pfarrerin Dr. Saskia Lieske, Thale und mit dem Posaunenchor Thale, Leitung: KMD Christine Bick

 

13.30 Uhr           Dietrich Bonhoeffer in New York – Film, Vortrag und Gespräch in der Bonhoefferkirche

  • „Die Wolke der Zeugen – Dietrich Bonhoeffer in New York 1930/31“ Ein Dokumentarfilm von Hellmut Schlingensiepen, Düsseldorf

Einführung durch den Autor und Regisseur Hellmut Schlingensiepen, Düsseldorf 

  • Bonhoeffer und Harlem. Diskriminierung, Rassismus und Unterdrückung als Quelle des Widerstands

Vortrag von Maximilian Zehnpfund, Göttingen

  • Gelegenheit zum Gespräch mit beiden Referenten
  • Moderation: Dominic Borchert, Landeszentrale für politische Bildung

Reisesegen

 

16.30 Uhr           Treffpunkt Bonhoeffercafe: Kaffee und Kuchen im Garten des Bonhoefferhauses

 

Weitere Informationen zum 26. Bonhoeffertag – auch zur Anreise – finden Sie auf der website des Träger- und Fördervereins ‚Bonhoeffer-Haus Friedrichsbrunn‘ e.V.: www.bonhoefferhausfriedrichsbrunn.wordpress.com

Dort können sie sich auch mithilfe von bereitgestellten Materialien zum Film und zu Hintergrundinformationen zur Harlemrenaissance auf den Bonhoeffertag vorbereiten.

Bitte nutzen Sie auch die angehängten Texte: das Plakat für den 26. Bonhoeffertag sowie den Handzettel. Verteilen Sie diese über die Ihnen zugänglichen Medien, z.B. über whatsapp oder Email sowie andere soziale Medien weiter.

Wir freuen uns über Ihren Besuch und auf ein Kennenlernen im Bonhoefferhaus Friedrichsbrunn.

Flyer 1

Flyer 2

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

ibg