Ewald von Kleist-Schmenzin

Ewald von Kleist-Schmenzin

Ewald von Kleist-Schmenzin

Quelle:

Bildbiografie Dietrich Bonhoeffer. Bilder aus seinem Leben, herausgegeben von Eberhard Bethge, Renate Bethge und Christian Gremmels, © Gütersloher Verlagshaus GmbH, Gütersloh 2005

Ewald von Kleist-Schmenzin stammte aus der Familie von Kleist, zu deren einer Linie Ruth von Kleist-Retzow gehörte, die mütterliche Freundin Dietrich Bonhoeffers seit der Zeit des Predigersminars in Finkenwalde. In dieser Zeit hat D.B. Ewald bei einem seiner Besuche bei den von Kleists kennen gelernt. So berichtet Fabian von Schlabrendorff in seinem Buch Begegnungen in fünf Jahrzehnten von einem Disput zwischen Ewald von Kleist-Schmenzin und Dietrich Bonhoeffer. Obgleich selber ein eher liberaler Christ in der Prägung des Theologen Adolf von Harnack focht er gegen Bonhoeffers religionslose Bibelauslegung und seine Verteidigung des mündigen Menschen. Er meinte, dies führe zuletzt zur Gottlosigkeit des Menschen. Dietrich Bonhoeffer war klug und gewandt genug, um der Position seines junkerlichen Gesprächspartners den Respekt nicht zu versagen. Aber ein Missklang blieb. (ebda. S. 105). Streitpunkt war wohl die von Kleist-Schmenzin abgelehnte steile Theologie Karl Barths und eines Bekenntnisdogmatismus der B.K. Auch wenn Ewald von Kleist-Schmenzin später seine Kirchenmitgliedschaft kündigte, geben die Briefe an seine Frau aus der Haft doch seine tiefe Frömmigkeit wider: er habe in seinem Leben allzusehr den strengen und nicht den Gott der Liebe gesehen. So schreibt er im Dezember 1944: Das Glück der Erden liegt in der Liebe zu Gott und den Menschen, in Selbstlosigkeit, Güte und Freundlichkeit, womit sich Ernst, Strenge, Schärfe, Kampfbereitschaft durchaus vereinigen lassen...Ich möchte, daß es recht viele hörten und in sich aufnehmen, daß das Glück im Innern liegt...allein in der lebendigen Verbindung mit Gott,...Das Schwere in der Lebensaufgaben liegt darin, daß wir gleichzeitig dem Jenseits und dem Diesseits angehören. Das ist eine Spannung, die nicht zu beseitigen ist. Nur im Glauben an Gott ist sie zu tragen und zu überwinden, im festen Glauben an die Gnade Gottes. (ebda. S. 106)

Quelle:

Fabian von Schlabrendorff, Begegnungen in fünf Jahrzehnten, Tübingen 1979, S.101-148

KLEIST-SCHMENZIN, EWALD VON (1890-1945): Ewald von Kleist-Schmenzin wurde am 22.03.1890 auf Gut Dubberow geboren. Er ist der zweite Sohn aus der Ehe von Hermann von Kleist und Lili, Gräfin von Kleist. Er war Gutsbesitzer und stand der Deutschnationalen Volkspartei nahe. Seine politische Einstellung war monarchistisch und christlich-konservativ. Er begann sein Jurastudium  in Leipzig. Nach seinem Assessorexamen lernte er die Praxis der Gerichte und der inneren Verwaltung kennen, widmete sich aber noch vor 1914 seinen umfangreichen Besitzungen. Er war ein passionierter Jäger. 1914 wurde er Soldat. Nach dem Krieg führte er die Besitzungen weiter. Er war durch und durch Preuße. Am Ende der Weimarer Republik bekämpfte er entschieden den Nationalsozialismus. Er veröffentlichte eine Schrift mit dem Titel Der Nationalsozialismus – eine Gefahr. So wurde er im Mai und Juni 1933 verhaftet, aber jeweils nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Er gehörte der Verschwörergruppe um den damaligen Generalstabschef des Heeres Ludwig Beck an. In dessen Auftrag reiste er zur Zeit des Münchener Abkommens im August 1938 nach London, um die Politiker Englands zu einem machtvollen Zeichen gegen Hitlers kriegerischen Plänen zu bewegen. Ohne Erfolg.
1942 und 1943 unterstütze er den bürgerlichen Widerstand, traf sich mit Carl Goerdeler und trat für einen Staatsstreich ein. Er kannte auch die Pläne Claus Schenk Graf von Stauffenbergs und billigte das Attentat auf Hitler. Sein Sohn Ewald-Heinrich war ebenso beteiligt. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli wurde Ewald von Kleist-Schmenzin verhaftet, am 23.2.1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 09.04.1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Das Ermittlungsverfahren gegen seinen Sohn Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin wurde am 12.12.1944 eingestellt.

Vita aus:

Peter Steinbach / Joahnnes tuchel (hg.) Lexikon des Widerstandes 1933-1945, München 1994 / Fabian von Schlabrendorff, Begegnungen in fünf Jahrzehnten, Tübingen 1979, S.101-148

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