Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Portrait von Jakob Schlesinger

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Portrait von Jakob Schlesinger, 1831

Jakob Schlesinger (1792-1855)

Kenntnis von Hegels Philosophie erhielt Bonhoeffer im Studium in Berlin durch Reinhold Seeberg, an dessen Systematischem Seminar er im Sommersemester 1925 teilnahm. Im September 1925 schlug Bonhoeffer Seeberg eines frühen Morgens auf dem Bahnhof vor, bei ihm eine Dissertation über religiöse Gemeinschaft zu schreiben; Seeberg stimmte gern zu und empfahl den Kauf einiger Bücher, darunter Hegel. Seebergs zweibändige Christliche Dogmatik, 1924/25 erschienen, enthielt in der Besprechung von Hegels Religionsphilosophie die Formel Gott als Gemeinde existierend (II 299, gesperrt); Bonhoeffer modifizierte sie für seine im Juli 1927 fertiggestellte Lizentiatenarbeit Sanctorum Communio zu Christus als Gemeinde existierend (so taucht sie immer wieder in seinen Schriften bis 1937 auf). Eine der Promotionsthesen, die Bonhoeffer am 17.12.1927 verteidigte, lautet: Die Kirche ist Christus ‚als Gemeinde existierend‘ und als Kollektivperson zu verstehen. Dass es einen objektiven Geist als Geist der Kollektivperson gibt, würdigte Bonhoeffer als ungeheure Erkenntnis besonders Hegels; die Erkenntnis zu erhalten, ohne den Fehler mitzumachen, bleibt unsere Aufgabe. Am Anfang seiner Vorlesung Schöpfung und Sünde im Wintersemester 1932/33, in der Auslegung von Genesis 1,1, distanziert Bonhoeffer sich von Hegel, der die Frage nach einem Anfang in der Philosophie durch Inthronisierung der Vernunft an Gottes Statt beantwortet. Bonhoeffer hatte jetzt den 1925 erschienenen, von ihm gekauften Band XII der Lasson-Ausgabe von Hegels Religionsphilosophie gründlich und heftig durchgearbeitet. Im Sommersemester hielt Bonhoeffer Dogmatische Übungen über Religionsphilosophie bei Hegel an Hand der Lasson-Bände XII Begriff der Religion und XIV Die absolute Religion; der letztere, 1929 erschienene Band enthält die Formel Gott als Gemeinde existierend; Bonhoeffer hat die Stelle stark markiert. Für die Schluss-Sitzung notierte Bonhoeffer sich Stichworte auf einem Zettel, der im Lasson-Band XIV lag. <q<jeder>.>Übungen 1933 kam kurz der Abschnitt Die Lehre Christi vor (XIV 142-155), in dem Hegel argumentiert, wenn die Gemeinde erst etabliert ist, hätten Lehren wie zum Beispiel das Sorget nicht in der Bergpredigt mehr andere Bestimmungen, oder man lässt sie auf der Seite liegen, denn: Solche Sorge ziemt aber dem Menschen. Damit konnte Bonhoeffer, der ab 1934 an seiner Bergpredigtauslegung für das Buch Nachfolge arbeitete, nicht einverstanden sein. Während seiner Arbeit für eine Ethik ab 1940 griff er Hegels Idee des Staats (als Vernunftstaat), diesen wirklichen Gott, auf und an. </q<jeder>.>

Quelle:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie, Gütersloh 92005, 99, 267. DBW 1 (Sanctorum Communio), 46, 126, 271, 477; DBW 3 (Schöpfung und Fall), 26; DBW 4 (Nachfolge), 8, 71, 190f; DBW 9, 156f, 305; DBW 16, 510

HEGEL, GEORG WILHELM FRIEDRICH (1770-1831): wurde am 27.8.1770 in Stuttgart geboren. Studium 1788-1793 am Tübinger Stift; Hauslehrer ab 1793 in Bern, 1797-1800 in Frankfurt am Main; 1801 Habilitation in Jena, Privatdozent, 1806 Professor; erstes großes, 1806 vor Napoleons Sieg über die Preußen in der Schlacht von Jena und Auerstädt (14.10.) vollendetes, 1807 erschienenes Werk Die Phänomenologie des Geistes; Aufgabe der Professur, Zeitungsredakteur in Bamberg, ab Herbst 1808 Rektor des Nürnberger Ägidiengymnasiums; Herbst 1816 Professor in Heidelberg; 1818 Berufung nach Berlin, dort Konzentration auf die Lehrtätigkeit (unter anderem Vorlesungen über Religionsphilosophie in den Sommersemestern 1821, 1824, 1827, 1831). Hegels Philosophie hat großen Einfluss auf Wissenschaft, Gesellschaft und Staat ausgeübt (Staats- und Hofphilosophie Friedrich Wilhelms III. von Preußen) und ist der Höhepunkt des Deutschen Idealismus. Während einer Epidemie starb Hegel in Berlin am 14.11.1931 an Cholera.

Vita aus:

Kalliope. Verbundkatalog Nachlässe und Autographen.

Bodeli, Martin: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, in: Historisches Lexikon der Schweiz, URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D47710.php

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