Gerhard von Rad

Person

Gerhard von Rad und sein Bruder verbrachten in den Schulferien viel Zeit bei ihrer Großmutter in Tübingen in der unteren Neckarhalde; im Haus gegenüber waren die Enkel von Julie Bonhoeffer in den Ferien zu Gast. Für die gemeinsamen Reitstunden der Buben beider Familien vor dem Ersten Weltkrieg war Dietrich Bonhoeffer noch zu klein. Gerhard von Rad studierte vom Sommersemester 1922 bis zum Wintersemester 1923/24 in Tübingen. Den akademischen Sommer 1922 genoss Sabine Bonhoeffer dort; sie bekam eine Einladung zu einer Tanzerei in von Rads Verbindung Stuttgartia. Am 1. August 1922 begannen Gerhard von Rad, Hans von Dohnanyi, Christel Bonhoeffer, Sabine Bonhoeffer und vielleicht Gerhard Leibholz sowie Dietrich Bonhoeffer, nun alt genug, eine zehn Tage lange Wanderung durch den Schwarzwald und die Alpen. – Als im Herbst 1940 Bonhoeffer der Abwehr-Stelle München zugeordnet wurde, machte er sich auf die Suche nach einer Unterkunft. Am 15.11.1940 tauchte er in Jena in dem Hörsaal  auf, in dem Professor von Rad an dem Tag den 51. Psalm behandelte; auf dem Nachhauseweg diskutierten die beiden Theologen über die historisch-kritische Forschung. Die Familie von Rad hatte ein kleines Haus in der Nähe des Chiemsees zu vermieten; Bonhoeffer zog dann aber das Angebot vor, im Hotel beim Kloster Ettal zu wohnen, nicht so einsam und mit Zugang zur Bibliothek. Die Verabredung, dass von Rad Bonhoeffer im Dezember 1940 in Ettal besuchen würde, kam nicht zustande.

Quelle:

Bethge, E.: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Gütersloh 2005, 73, 788. DBW 9, 43, 45f, DBW 16, 70. Gerhard von Rad, Begegnungen in frühen und späten Jahren, in: W.-D. Zimmermann (Herausgeber), Begegnungen mit Bonhoeffer.

RAD, GERHARD VON, PROF. (1901 - 1971): wurde am 21.10.1901 in Nürnberg geboren. 1928 Lic. theol.; 1930 Privatdozent für Altes Testament in Leipzig, Ordinarius 1934 in Jena (Mitglied der Bekennenden Kirche), 1945 in Göttingen, ab 1949 in Heidelberg; Ehrendoktorate (1953 Glasgow, 1962 Lund). Seine Predigten in der Heidelberger Universitätskirche, die ihn in den späteren Jahren an die Grenze seiner physischen Kräfte brachten, zogen die ganze Stadt an.

Vita aus:

Kalliope. Verbundkatalog Nachlässe und Autographen.

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 92005.

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

ibg