Hans Oster

Hans  Oster

Hans Oster

Hans Oster und Dietrich Bonhoeffer begegneten sich persönlich zum ersten Mal am Ostersonntag 1940 (24.3.) in Bonhoeffers Elternhaus in Berlin. Durch seinen Schwager Hans von Dohnanyi wusste Bonhoeffer, dass Oster entschlossen war, den Kriegsgegnern den Termin mitzuteilen, an dem Hitlers Westoffensive beginnen sollte. Dieses Vorhaben, das den Tatbestand des Landesverrats erfüllte, billigte Bonhoeffer als einen Schritt aus letzter geschichtlicher Verantwortung: weiterem aggressivem Unrechtshandeln Hitlers Einhalt zu gebieten dadurch, dass seine militärischen Siege ein Ende fänden. Oster nannte dem niederländischen Militärattaché in Berlin, nach vielen Verschiebungen, den endgültigen Termin 10. Mai 1940. Jedoch wurde durch die raschen Kapitulationen der Niederlande und Belgiens und den Waffenstillstand mit Frankreich am 22.6.1940 Hitlers Ruf als Feldherrngenie verhängnisvoll gestärkt. – Oster und Dohnanyi entwickelten die Idee, Bonhoeffer als Bekenntnis-Pfarrer dem Amt Ausland/Abwehr anzugliedern mit der offiziellen Begründung, Bonhoeffers ökumenische Verbindungen auszunutzen. Inoffiziell war Bonhoeffer damit in die Verschwörung gegen Hitler einbezogen. – Zu den sechs der Abwehr angehörenden Verschwörern, die am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet wurden, gehörten Oster und Bonhoeffer.

Quelle:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 92005, 759, 783, 786. Marikje Smid, Hans von Dohnanyi – Christine Bonhoeffer. Eine Ehe im Widerstand gegen Hitler, Gütersloh 2002, 246, 251. DBW 16, 713f.

OSTER, HANS (1887-1945): Sohn eines Dresdener Pfarrers, Kreuz-Schüler, 1907 Abitur. Eintritt ins Feldartillerie-Regiment Nr. 48, 1908 Leutnant. 1912 Heirat mit Gertrud Knoop in Dresden (eine Tochter und zwei Söhne). 1914 Oberleutnant an der Westfront des Ersten Weltkriegs. Nach 1918 als Hauptmann Generalstabsoffizier beim Wehrkreiskommando IV in Dresden, 1929 als Major bei der 6. Division in Münster. Im Winter 1932/33 verließ Oster aus persönlichen Gründen die Reichswehr und nahm Wohnung in Berlin. Vom 1.10.1933 an Zivilangestellter des Abwehr-Amtes im Reichswehrministerium (später Oberkommando der Wehrmacht). Am 5.4.1935 ließ Admiral Wilhelm Canaris, Leiter der Abwehr, Oster als Oberstleutnant reaktivieren. 1938 wurde Oster zusammen mit Hans von Dohnanyi und dem Generalstabschef des deutschen Heeres Ludwig Beck aktiv in ihrer gegen Hitler gerichteten Aufklärung der Fritsch-Affäre, in deren Zusammenhang Hitler die ihm missliebigen führenden Militärs verdrängen und seine Übernahme des Oberkommandos der Wehrmacht rechtfertigen wollte. Oster wurde am 26.9.1938 Chef der Abteilung Z (Zentralabteilung) in der militärischen Abwehr. Am 1.12.1942 zum Generalmajor ernannt. Nach Dohnanyis Verhaftung (5.4.1943) am 16.4.1943 vom Dienst suspendiert, mehrfach verhört und am 20.12.1943 aus der Wehrmacht ausgestoßen. Im Verschwörerkreis war Oster, wäre ein Putsch gelungen, vorgesehen als Präsident des Reichskriegsgerichtes. Nach dem misslungenen Attentatsversuch auf Hitler (20. Juli 1944) wurde Oster am 21.7.1944 verhaftet und in das Gefängnis des Reichssicherheitshauptamts Prinz-Albrecht-Straße in Berlin verbracht, am 7.2.1945 in das Konzentrationslager Flossenbürg verlegt, dort am Weißen Sonntag standgerichtlich verurteilt und am Montag, 9.4.1945, getötet.

 

Vita aus:

u.a.: Steinbach / Tuchel (Hg.), Lexikon des Widerstandes 1933-1945. Kißener, M., „Oster, Hans Paul“, in: Neue Deutsche Biographie 19 (1998), S. 616-617 [Onlinefassung]; URL: www.deutsche-biographie.de/pnd118590464.html [08.06.2014].

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