Helene von Yorck von Wartenburg

Person

Gräfin Helene Yorck von Wartenburg ist Dietrichs Großtante, deren Ehe mit Hans Yorck Graf von Wartenburg kinderlos bleibt. Aus diesem Grund kann sie nach dem frühen Tod ihrer Schwester Clara von Hase, der Mutter von Paula Bonhoeffer, die Rolle der Großmutter für Dietrich und seine Geschwister übernehmen. Ihre Stickereien und Halsketten werden noch in dritter und vierter Generation der Familie geschätzt. Eine Anspielung auf diese kunsthandwerkliche Begabung von Helene Yorck von Wartenburg enthält das Romanfragment D.B.s, angefangen in der Tegeler Haft. Dietrich Bonhoeffer schildert das Erscheinen von Frau von Bremer mit ihrer Tochter Klara am Ufer des kleinen Waldsees - eine Anspielung auf die Waldseen von Friedrichsbrunn im Ostharz. Die ältere, Frau von Bremer, ist eine schlanke, noch jugendliche Erscheinung mit ihrem reichen blonden Haar und die junge im selbstbestickten hellen Leinenkleid, über das die schweren dunklen Zöpfe tief hinunterhingen. (DBW 7, S.138). Spiele, die sich die Großtante Helene ausdenkt, kennt jedes Bonhoefferkind.
Dietrich schreibt regelmäßig seiner Großtante Helene und ihrem Ehemann Hans Briefe. Er berichtet dabei unter anderem von seinen musikalischen Fähigkeiten und Erfahrungen. Aus Tübingen bedankt sich D.B. am 3.11.1923 als junger Theologiestudient für das Geschenk der Lutherbiografie von J. Köstlin. Bei der Büchersendung müssen auch zwei Evangelien gewesen sein. Einzelheiten weiß D.B. dazu nicht. Die Bücher liegen in seinem Elternhaus in Berlin. Er gibt in dem Brief einen kurzen Einblick in sein Studium. Ich bin nun hier in Tübingen mit großer Freude und Dankbarkeit gegen die Eltern, die es trotz der schwierigen Zeiten möglich gemacht haben, daß ich hier studieren kann. Die Vorlesungen sind fast alle dieses Semester besonders verlockend auf meinem Gebiet, so daß ich fast den ganzen Tag im Kolleg sitze. Großmama (gem. Julie Bonhoeffer), beid er ich ja wohne, läßt Dich sehr herzlich grüßen. Sie ist recht gesund und zu unserer Freude sehr rüstig. (DBW 9, S. 64). Die wirtschaftlichen Engpässe der Zeit Wirtschaftskrise deutet er an: In den letzten Tagen haben wir uns hier mit Wintervorräten eingedeckt, wir haben Kartoffeln und Holz geholt. (ebda.) D.B. beendet diesen Brief: Ich muß ins philosophische Seminar! Leb wohl, liebe Tante Helene. Laß es Dir recht gut gehen, soweit das jetzt überhaupt möglich ist. (ebda.).

Quelle:

DBW 9, S.64f; 7, S.138 / Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh9 2005.

YORCK VON WARTENBURG, HELENE: Sie wird als Gräfin Helene von Kalckreuth 1852 in Düsseldorf als Tochter von Stanislaus Graf von Kalckreuth und Anna Eleonore, geb. Cauer geboren. Sie stammt aus einer Künstlerfamilie in Weimar. Ihr Vater ist Leiter der Großherzoglichen Kunstschule, sein Bruder ist Maler. Ihre Schwestern sind Clara und Pauline von Kalckreuth. Clara Gräfin von Kalckreuth heiratet Karl Alfred von Hase. Sie sind die Eltern von Paula von Hase, verheiratet mit Karl Bonhoeffer, die Mutter von D.B. Helene von Kalckreuth heiratet Hans Yorck Graf von Wartenburg. Er ist einer der Patenonkel Dietrich Bonhoeffers. Die Ehe bleibt kinderlos. Sie stirbt 1925 in Breslau.

Vita aus:

DBW 9, S.665 / Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 92005.

Clara von HasePaula  Bonhoeffer

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