Henry Sloane Coffin

Person

Vom Präsidenten des Union Theological Seminary (UThS) in New York, Henry Sloane Coffin, wurde Dietrich Bonhoeffer im September 1930 aufs freundlichste empfangen. Bonhoeffer besuchte in dem akademischen Jahr 1930/31, das er am UThS als Stipendiat verbrachte, Coffins praktisch-theologische Lehrveranstaltungen The minister's work with individuals 1930 und Parish administration 1930/31. Dass Coffin auf ihn, den jungen habilitierten Deutschen, besonders achtete, war Bonhoeffer bewusst; als er Anfang Dezember 1930 an kirchlichen Tagungen in Washington, D.C., teilnehmen wollte, beauftragte er einen Kommilitonen: Sollte Coffin nach mir fragen, so entschuldigen Sie mich bitte. Die Themen der Sonntagspredigten, die in der New York Times am Montag referiert wurden (wie Dr. Coffin gegen den Naturalismus, 27.10.1930), nahm Bonhoeffer mit Befremden zur Kenntnis. – Seinen Studienbericht schloss Bonhoeffer ab mit der Versicherung, es sei der Mühe wert, 10 Monate drüben zuzubringen

Im Mai 1939 war Bonhoeffer dringend daran gelegen, aus Deutschland herauszukommen, denn die Einziehung in Hitlers Wehrmacht drohte. Amerikanische Freunde stifteten Coffin an, Bonhoeffer eine formidable Einladung ins UThS auszustellen. Am 12.6.1939 landete die Bremen mit Bonhoeffer an Bord in New York. Am 13. um 4 Uhr nachmittags erwartete Coffin in der Grand Central Station Bonhoeffer. Auf der Bahn 2 1/2 Stunden Gespräch über die amerikanische Lage ... Coffin ist ein klarer praktischer Mann. Er sieht die Notwendigkeit der Evangeliumspredigt. Die Fahrt ging in Coffins Landhaus in Lakeville/Connecticut. Sehr herzliche unformelle Aufnahme. Abends Tausende fliegende Leuchtkäfer im Garten. Am 14. um acht Uhr Frühstück auf der Veranda, danach Andacht. Das kurze Gebet – die ganze Familie kniet nieder – in dem wir an die deutschen Brüder dachten, hat mich fast überwältigt. Bis zum 16. Juni Einladungen, Ausfahrten, Kinobesuch – aber Bonhoeffer, verzweifelt, hat erkannt: Er muss zurück in den kommenden Krieg zu den Brüdern in Deutschland. 

Ein Exemplar seines Buches Nachfolge von 1937 widmete Bohoeffer Herrn Präsident H. S. Coffin in aufrichtiger Dankbarkeit und Verehrung. Dietrich Bonhoeffer. Coffin arbeitete an einem Buch, in dem Naturwissenschaft und Gott behandelt werden sollte (Religion Yesterday and Today;, Nashville 1940); Bonhoeffer machte sich kurze Notizen.

Dann in New York ausgiebige Lektüre, viele Gespräche, Predigten ohne Textauslegung. 3. Juli: Die Morgenandacht von Coffin war sehr armselig. 4. Juli noch einmal: Morgens Coffin. In der Nacht auf den 8. Juli 1939 legte das Schiff, das Bonhoeffer nach Europa zurückbrachte, von Manhattan ab.

Quelle:

Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 20059, 733. DBW 10, 195, 211, 271, 282; DBWE(nglisch) 10, 644f; DBW 15, 166, 217, 221-223, 257. Dietrich Bonhoeffer Jahrbuch 4 2009/2010, 16, 26.

COFFIN, HENRY SLOANE (1877-1954): Studium der Theologie am Union Theological Seminary (UThS) in New York; ab 1904 dort Professor für Praktische Theologie, 1926-1945 Präsident (unter Coffins Präsidentschaft studierten deutlich mehr Schwarze am UThS); Church statesman; mit Beziehungen zu allen Kreisen; großer Prediger an der zentralen Presbyterian Church in der Madison Avenue; 1943/44 Moderator der Presbyterianischen Kirche in den USA.

Vita aus:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 20059, 194. DBWE(nglisch) 10, 28, 644f; DBW 15, 700, und DBW 16, 860, in den Personenverzeichnissen; DBW 16, 388. Dietrich Bonhoeffer Jahrbuch 4, 2009/2010.

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

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