Holzendorf

10. Juli 1938. Teestunde im Pfarrhaus Groß-Schlönwitz (v. l. H. Fleischhack, H. Bluhm, D. Bonhoeffer, E. Bethge, G. Lehne, H. Schröder, E. Engler).

10. Juli 1938. Teestunde im Pfarrhaus Groß-Schlönwitz (v. l. H. Fleischhack, H. Bluhm, D. Bonhoeffer, E. Bethge, G. Lehne, H. Schröder, E. Engler)., 10. Juli 1938

Quelle:

Bildbiografie Dietrich Bonhoeffer. Bilder aus seinem Leben, herausgegeben von Eberhard Bethge, Renate Bethge und Christian Gremmels, © Gütersloher Verlagshaus GmbH, Gütersloh 2005

Einer der Bewacher in Tegel riskierte so viel, um Bonhoeffer und anderen Häftlingen das Gefängnisleben zu erleichtern, dass zu seinem Schutz eine Namensnennung unterblieb. (Die Gefängnisverwaltung bekam nie heraus, wie sie übertölpelt wurde.) Der Name ist nur in der Erinnerungsaufzeichnung von Bonhoeffers Schwester Susanne Dress genannt. An einem Freitag, dem wöchentlichen Pakettag, hatte Susi die erlaubten Kleinigkeiten an der Paketannahmestelle für Wehrmachtuntersuchungsgefangene abgeliefert, als ein Uniformierter sie ansprach: Sie wollten doch noch telefonieren. Verblüfft folgte sie ihm – und stand in seinem Dienstzimmer ihrem Bruder gegenüber. ‚Ich wusste gar nicht, warum man mich rief,‘ sagt Dietrich, ‚das ist doch wahnsinnig nett von Holzendorf.‘ Das Telefonieren eine Viertelstunde lang wurde noch zweimal für die Geschwister arrangiert. Solche hilfreichen Tricks dachte der (in Susis Worten) gute, tapfere, ja edle Mann sich aus. – Bonhoeffers Brief an Bethge vom 29./30.1.1944 enthält einen regelrechten Nachruf: ein großer Verlust. Der für mein Gefühl bei weitem intelligenteste und menschlich sympathischste Mann aus dem hiesigen Haus ist in der Stadt durch einen Volltreffer getötet worden, ein aus dem Arbeiterstand hervorgegangener wirklich gebildeter Mann, Photograph, Vater von drei Kindern. Das hat mich sehr erschüttert. In das Losungsbuch für 1944 trug Bonhoeffer beim Datum 27. Januar ein: Engel †.

Quelle:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie, Gütersloh 92005, 913, 951. Wolf-Dieter Zimmermann, Begegnungen mit Bonhoeffer, München 4. Auflage 1969, 188-190. DBW 8, 301f, 629.

HOLZENDORF: Mitglied des Wachpersonals im Wehrmachtuntersuchungsgefängnis Berlin-Tegel, Unteroffizier. Er starb bei dem Luftangriff auf Berlin in der Nacht vom 27. auf den 28.1.1944, der von 19,58 bis 22,10 Uhr dauerte.

Vita aus:

Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie, Gütersloh 92005, 951. DBW 8, 300f

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