Josef Müller

Josef Müller in Koblenz auf der "Rittersturz Konferenz"

Josef Müller in Koblenz auf der "Rittersturz Konferenz"

Bundesarchiv, B 145 Bild-F046121-0044 / Vollrath / CC-BY-SA

Josef Müller, genannt Ochsensepp begegnete seit seinem Einbau 1939 in die militärische Auslandsabwehr bei Hans und Christine von Dohnanyi Dietrich Bonhoeffer. Sie fassten eine Neigung zueinander. Es war Müllers Idee, Bonhoeffer ab 17.11.1940 während seiner Bereitschaft zu Kurierreisen für die Münchener Abwehrleitstelle beim Kloster Ettal unterzubringen. So ermöglichte er ihm, katholisches Leben von innen mit zu erleben. Er machte den neu gewonnenen Freund mit katholischen Mitverschworenen bekannt. Bonhoeffers Bericht über seine Reise nach Schweden 30.5.-2.6.1942 zum Treffen mit Bischof Bell erreichte über Müllers Kanzlei den Vatikan. Am 5.4.1943, am selben Tag wie Bonhoeffer, wurde Müller inhaftiert. Nach der Aufdeckung der Verschwörung im Amt Canaris kam er am 27.9.1944 ins Berliner Hausgefängnis des Reichssicherheitshauptamts, wohin Bonhoeffer am 8.10. verlegt wurde. Wegen Bombenschaden wurden Gefangene, darunter Müller und Bonhoeffer, beide in Handschellen (Müller beruhigte den protestierenden Bonhoeffer), am 7.2.1945 in Bunkerkeller-Zellen außerhalb des Bereichs des Konzentrationslagers Buchenwald überführt. Aus dem Weitertransport der Insassen in der Nacht vom 3. auf den 4.4.1945 holte man Müller und zwei andere heraus und brachte sie ins Konzentrationslager Flossenbürg. Dort vermisste man Bonhoeffer; Müller und andere gerieten in den Verdacht, Bonhoeffer zu sein. Bonhoeffer wurde zum Standgericht in Flossenbürg vom 8. auf den 9.4.1945 noch rechtzeitig herbeigeschafft. Als er am 9.4. erhängt wurde, hatte ein Transport mit Müller und anderen Flossenbürg gerade verlassen.

Quelle:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 92005, 757, 788f, 813f, 929, 1025-1027, 1031, 1036, 1038. DBW 16, 682.

MÜLLER, JOSEF, DR. (1898-1979): wurde am 27.03.1898 in Steinwiesen geboren. Gymnasium in Bamberg. Er war Soldat im ersten Weltkrieg, holte dann sein Abitur nach und studierte in München Jurisprudenz und Volkswirtschaft. Anwaltskanzlei in München am Maximiliansplatz, Wohnung Gedonstraße. In den 1930 Jahren mehrfach Rechts- und Wirtschaftsberater für katholische kirchliche Einrichtungen. Dadurch entstanden Freundschaften mit späteren Partnern im Widerstand wie Prälat Johannes Neuhäusler, den Äbten der Benediktinerklöster Ettal, Angelus Kupfer, und Meppen, Corbinian Hofmeister, sowie Verbindungsleuten im Vatikan wie Robert Leiber SJ, Privatsekretär von Pius XII. Nach dem Polenfeldzug 1939 wurde Müller, als Oberleutnant der Reserve, vom Amt Abwehr (Canaris) übernommen und im Auftrag von Hans Oster und Hans von Dohnanyi der Münchener Leitstelle VII zugeteilt. Reisen in den Vatikan zwecks Anregung von Verhandlungen mit der britischen Regierung über Umsturzpläne vor einer Westoffensive Hitlers. Ende Januar 1940 diktierte Müller den X-Bericht (X stand für ihn als Unterhändler in der Fühlungnahme mit dem Foreign Office in London) in einer Nacht Christine von Dohnanyi in die Schreibmaschine. Im Rahmen von Ermittlungen unter dem Stichwort Depositenkasse gegen Abwehr-Angehörige am 5. April 1943 in München zusammen mit seiner Frau Marie geb. Lochner (1909-1996) verhaftet, nach Berlin überstellt ins Wehrmachtuntersuchungsgefängnis für Häftlinge im Offiziersrang Lehrter Straße 61 (wie Hans von Dohnanyi); Marie Müller bis 25.4.1943 im Frauengefängnis in Charlottenburg am Kaiserdamm (wie Christine von Dohnanyi). Im Prozess vor dem Reichskriegsgericht 3./4.3.1944 zwar freigesprochen wegen erwiesener Unschuld, aber weiterhin in Haft. 27.9.1944 in das Reichssicherheitshauptamts-Hausgefängnis Prinz-Albrecht-Straße überführt zu verschärften Verhören über den Canaris-Oster-Komplex. 7.2.1945 nach Buchenwald in den Bunkerkeller außerhalb des Konzentrationslager-Bereichs. 4.4.1945 ins Konzentrationslager Flossenbürg. Im Morgengrauen des 9.4.1945 nach Süden über die Alpen transportiert, in amerikanischen Gewahrsam entkommen. Nach dem Krieg Mitbegründer der CSU. 1947–1952 stellvertretender bayrischer Ministerpräsident und Justizminister. Aktive Mitgestaltung der Politik des Bundeslandes Bayern bis 1960. Josef Müller starb am 12. September 1979 in München.

Vita aus:

Bayerlein, Peter: Müller, Josef, in: Microsoft® Encarta® Professional 2002. © 1993-2001 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.Menges, Franz, „Müller, Josef“, in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 430-432 [Onlinefassung]; URL: www. u.a

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