Vom 27. bis 30.11.1933 fand in Bradford/Yorkshire eines der regelmäßigen Treffen der in Großbritannien tätigen deutschen Auslandspfarrer statt. Julius Rieger von der St. Georgskirche in London stenographierte mit, was Bonhoeffer – seit 17.10.1933 einer dieser Auslandspfarrer – über die Proteste im Sommer 1933 gegen die Deutsch-Christliche Überfremdung der Kirche berichtete. Fortan kämpfte Rieger mit Bonhoeffer um die Loslösung der Auslandsgemeinden von der dem nationalsozialistischen Regime genehmen Reichskirche. Rieger hielt in Tagebuchnotizen das Kirchenkampfgeschehen fest. Bei der Sitzung der Pfarrer und Kirchenvorsteher der evangelischen Gemeinden Englands am 5.11.1934, auf der Bonhoeffer und Rieger sprachen, fiel der Lossagungsbeschluss. Er wurde niemals juristisch gültig vollzogen. – Ende März 1935, kurz bevor Bonhoeffer England verließ und die Leitung eines Predigerseminars der Bekennenden Kirche übernahm, begleitete Rieger ihn zu anglikanischen Klöstern; was Bonhoeffer dort an gemeinsamem Leben bei der Pfarrerausbildung kennen lernte, machte er in Finkenwalde fruchtbar. In Riegers Londoner Kirche fanden durch Bonhoeffers Vermittlung Theologen Zuflucht, die in Deutschland von den Rassegesetzen bedroht waren (1936-1937 Wolfgang Büsing aus dem Finkenwalder Bruderhaus, 1937-1938 Franz Hildebrandt). Bonhoeffers nach England emigrierter Zwillingsschwester Sabine, ihrem »nichtarischen« Mann Gerhard Leibholz und den beiden Töchtern stand Rieger bei; die Nachricht vom Tode Bonhoeffers, die Rieger am 30.5.1945 aus der Schweiz erreicht hatte, überbrachte er am 31. Mai in Oxford der Familie.