Maria von Wedemeyer-Weller

Wedemeyer

Wedemeyer, 1942

Maria von Wedemeyer und Dietrich Bonhoeffer begegnen sich das erste Mal als Maria v. W. 12 Jahre alt ist und Dietrich Bonhoeffer ihren älteren Brüdern Konfirmandenunterricht gibt. Erst sechs Jahre später treffen sie sich wieder. Bonhoeffer ist beeindruckt von der jungen Frau. Für ihn verkörpert Maria v. W. Eigenschaften, die er bei Marias Großmutter Ruth von Kleist-Retzow und ihren Verwandten kennen und schätzen gelernt hat: wache Klugheit, Frische, Noblesse und eine Haltung, die neben den Gaben auch die Lasten des Lebens überzeugend bewältigt.
Nachdem Dietrich Bonhoeffer sich selbst nicht sicher ist, wie er ein weiteres Wiedersehen mit Maria von Wedemeyer herbeiführen soll, kommen ihm weitere Begegnungen im Kreis ihrer Familie zur Hilfe. Diese Begegnungen münden schließlich darin, dass sich Maria v. W. und Dietrich Bonhoeffer auch gegen die Bedenken von Maria von Wedemeyers Mutter, die sie für eine solche Beziehung zu jung hält und vermutet, dass sie nach dem Tod ihres Bruder Maximilian und ihres Vaters Hans von Wedemeyer im Krieg, keinen neuen Vaterersatz suchen sollte, verloben. Beide datieren ihre Verlobung auf den 17.1.1943, gegenseitig versprochen in einem Briefwechsel. Die Mutter verlangt, dass diese Verlobung erst nach einem Jahr Probezeit bekannt gegeben werden soll. Sie wird erst nach Bonhoeffers Verhaftung veröffentlicht, um es Maria von Wedemeyer zu ermöglichen, eine Sprecherlaubnis zu erhalten und um Dietrich Bonhoeffer schreiben zu dürfen. Der ab April 1943 beginnende Briefwechsel wird erst nach dem Tod von Maria von Wedemeyer von ihrer Schwester Ruth-Alice von Bismarck 1994 unter dem Titel Brautbriefe-Zelle 92 veröffentlicht.
Nach Bonhoeffers Verlegung in das Gefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße haben sie sich nicht mehr wieder gesehen.  Maria von Wedemeyer - und über sie seinen Eltern -  schreibt D.B. jenen Brief vom 19.12.1944, in dem er die sieben Strophen des Gedichte Von guten Mächten treu und still umgeben... zu Abschluss beifügt: Hier noch ein paar Verse, die mir in den letzten Abenden einfielen. Sie sind der Weihnachtsgruß für Dich und die Eltern und Geschwister. (Brautbriefe, S. 209)

Quelle:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh9 2005. / Wind, Renate, Wer leistet sich heute noch eine wirkliche Sehnsucht?. Maria von Wedemeyer und Dietrich Bonhoeffer, Gütersloh 2006

WEDEMEYER-WELLER, MARIA VON (1924-1977): Maria von Wedemeyer wird am 23.4.1924 in Pätzig, Kreis Königsberg geboren. Sie ist das dritte Kind von Hans und Ruth von Wedemeyer. Ihre älteste Schwester ist Ruth-Alice, die Klaus von Bismarck heiratet. Ihre Mutter Ruth, gen. Ruthchen, ist die jüngste Tochter von Jürgen und Ruth von Kleist-Retzow.  Nach dem Besuch der Grundschule und des Magdalenenstiftes Altenburg in Thüringen sowie der Evangelischen Internatsschule Wieblingen bei Heidelberg, legt sie 1942 das Abitur ab. Nach einer ersten wenig nachhaltig wirkenden Begegnung mit Dietrich Bonhoeffer anläßlich der Konfirmation ihres Bruders Max von Wedemeyer trifft sie Dietrich Bonhoeffer im Hause ihrer Großmutter Ruth von Kleist-Retzow in Klein-Krössin wieder. Der Tod ihres Vaters und Bruders an der Ostfront trifft sie schwer. Sie findet Trost bei Dietrich Bonhoeffer. Im Januar 1943 verlobt sie sich brieflich mit ihm. Zwischen beiden entwickelt sich ein intensiver Briefwechsel in der Zeit der Haft Bonhoeffers bis zuletzt im Dezember 1944. Sie hält sich 1944 in Bundorf und Berlin auf; macht diakonischen Dienst in Hannover und sucht Dietrich Bonhoeffer nach seinem Abtransport aus dem Gestapogefängnis in Berlin auf dem Weg nach Bayern aufzufinden. Nach dem Ende des Krieges beginnt sie ein Mathematikstudium in Göttingen und Bryn Mawr (USA). Sie lebt von 1948-1977 in den USA. 1977 wird eine schwere Krebserkrankung diagnostiziert; nach mehreren Operationen stirbt sie am 16.11. im Massachusetts General Hospital in Boston. Zuvor hat sie ihre ältere Schwester Ruth-Alice von Bismarck ermächtigt, nach ihrem Tod die bisher von ihr verwahrten Briefe mit Dietrich Bonhoeffer zu veröffentlichen. 1992 werden sie von Ruth-Alice von Bismarck und Ulrich Kabitz herausgegeben.

Vita aus:

D. Bonhoeffer. Der Weg in den Widerstand von Christian Gremmels und Heinrich W. Grosse ©1996 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh

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