Oskar Hammelsbeck

Person

Oskar Hammelsbeck und Dietrich Bonhoeffer trafen sich seit 1937 auf Sitzungen der Leiter theologischer Ausbildungsstätten der Bekennenden Kirche. Während Bonhoeffers Amerika-Aufenthalt im Juni/Juli 1939 half Hammelsbeck in Bonhoeffers Sammelvikariaten Sigurdshof und Köslin beim Katechetikunterricht. Danach kam es zu persönlicherem Gedankenaustausch, auch in Bonhoeffers Mansardenzimmer im Elternhaus in Berlin-Charlottenburg. Sie förderten einander mit dem, was sie aus Pädagogik, Philosophie und Theologie mitbrachten. Unter vier Augen vertraute Bonhoeffer Hammelsbeck an, dass er in Widerstandskreisen mitwirkte, nannte aber keine Namen, damit die Gestapo bei Verhören Hammelsbecks auf Unwissenheit stoßen würde. Aus Vorsicht verabredeten sie, keine Briefe zu wechseln. Auf der einzigen Postkarte informiert Hammelsbeck Bonhoeffer an dessen Geburtstag, 4.2.1943, über ein Lutherzitat (Ein Christ ist ein seltener Vogel…). Beiden lag an echter Weltlichkeit vor Gott, beide beunruhigte der in der BK zunehmende apokalyptische Verlust des Blicks für die geschichtliche Zukunft. – Als Hammelsbeck 1945 von Bonhoeffers Tod erfuhr, fasste er nach einem Augenblick einer fast lähmenden Erstarrung den Entschluss, weiterhin wie aus Dietrichs Vermächtnis zu handeln im Wahrnehmen öffentlicher Bildungsverantwortung.

Quelle:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 92005, 801-803, 872. Begegnungen mit Bonhoeffer, 4. Auflage 1969, 169-180. DBW14, 1023f; DBW 16, 381.

HAMMELSBECK, OSKAR (1899-1975): wurde am 22.5.1899 in Elberfeld geboren. Studium in Heidelberg (Philosophie, Geschichte, Kunstgeschichte, Volkswirtschaft, Soziologie); Dr. phil.; 1923 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Handelskammer in Saarbrücken, zugleich Geschäftsführer der Deutschen Volkspartei des Saargebiets, Winter 1923 Geschäftsführung in einem Familienbetrieb; 1927-1933 Direktor der Volkshochschule Saarbrücken, Entlassung durch die Nationalsozialisten, ab 1934 Lehrerdienst an Volks- und Mittelschulen, 1936 wegen Sammlung und Leitung eines Lehrerkreises der Bekennenden Kirche (BK) fristlos entlassen; durch die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche/BK im Januar 1937 zur Leitung des katechetischen Seminars im Haus der Gossner-Mission in Berlin-Friedenau berufen, im Rat der BK der Altpreußischen Union Referent für den kirchlichen Unterricht und für Laienzurüstung; nachdem kraft Himmler-Erlass vom 29.8.1937 alle Organisationen der BK zur Ausbildung des theologischen Nachwuchses verboten waren, als Sammel-Vikariate getarnte Fortsetzung der Ausbildungstätigkeit; 1944 Ordination, Pfarrverweser in Falkenhagen (Lippe) bis über das Kriegsende; August 1945 Teilnahme an der Kirchenversammlung (der werdenden Evangelischen Kirche in Deutschland [EKD]) in Treysa; 1946-1959 Professor und Rektor der Pädagogischen Akademie Wuppertal, 1946-1971 Lehrer im Nebenamt an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, 1946-1954 Vorsitzender der Kammer für Erziehung und Unterweisung beim Rat der EKD; viele Jahre Leiter des Arbeitskreises der Pädagogischen Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland und Präsident des Deutschen Pädagogischen Hochschultages.

Vita aus:

ethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 92005. Recherchen Jørgen Glenthøj 1990. Begegnungen mit Bonhoeffer, 4. Auflage 1969, 170f Kalliope. Verbundkatalog Nachlässe und Autographen.

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

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