Ricarda Huch

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Ein Foto zeigt Dietrich Bonhoeffer 1922/23 beim Spielen einer Gitarre, der "Zupfgeige". Darauf begleitete er, nach der Erinnerung des Studienfreundes Wilhelm Dreier, sein Singen auch von Ricarda Huchs Lied vom Dreißigjährigen Krieg: "Horch, Kind, horch, wie der Sturmwind pfeift". 

Den ersten der drei Bände von Huchs "Deutsche Geschichte" schmähte 1935 die Zeitschrift "Nationalsozialistische Monatshefte": ein "unrühmliches Werk". Bonhoeffer wird den Band bald nach dem Erscheinen zur Kenntnis genommen haben. Mit dem Frankenkönig Karl begann um 800 das tausend Jahre währende "Römische Reich deutscher Nation". Die NS-Propaganda nutzte Christentums-feindlich aus, dass Karl eine große Zahl heidnischer Sachsen töten ließ. Ricarda Huch geht auf dieses Blutbad nicht ein. Bonhoeffer argumentierte im Predigerseminar Finkenwalde 1935-1937: "Was sind die 3000 von Karl dem Großen am Leibe getöteten Sachsen gegenüber den Millionen getöteter Seelen heute?“ 

Auch in Bonhoeffers Manuskripten für eine Ethik, an denen er ab 1940 arbeitete, finden sich Spuren des Einverständnisses mit Ricarda Huch wie: "Kaiser und Papst [im hohen Mittelalter] suchen nicht den Sturz des anderen, sie ringen gemeinsam und gegeneinander um die Einheit von Kirche und Reich". Aus dem Benediktinerkloster Ettal teilte Bonhoeffer am 10.12.1940 Eberhard Bethge mit, er werde Hans von Dohnanyi zu Weihnachten "den 1. Band der Ricarda Huch" schenken. Noch in der Tegeler Haft beschäftigten Bonhoeffer Gedanken zur "Kaiseridee im Kampf gegen das Papsttum" (9.3.1944; auch 16.7.1944). 

Ricarda Huch und Dietrich Bonhoeffer sind sich nie persönlich begegnet. Als sie nach Ende des Dritten Reiches ein Kapitel über den "20. Juli" 1944 entwarf, schrieb sie ein paar Seiten über Klaus Bonhoeffer und nannte Dietrich den guten Pianisten der Familie.

 

Zur Vertiefung (und zugleich Quelle) sei ein Aufsatz von  Prof. Reinhart Staats empfohlen:  Bonhoeffer, Luther und andere gute Christen im Geschichtswerk Ricarda Huchs - »Kein Fürchten soll mich lähmen«


Quelle:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh9 2005, 56. Bildband 1986, 46. DBW 4, 14, 41, 467; DBW 6, 101; DBW 8, 352, 527; DBW 16, 92.

HUCH, RICARDA OCTAVIA (1864-1947): wurde am 18.7.1864 in Braunschweig geboren. Studium und Promotion in Zürich (1891 Dissertation "Die Neutralität der Eidgenossenschaft"), dort kurz an der Stadtbibliothek. Danach in Bremen Lehrerin an der Höheren Töchterschule. 1898 in Wien Heirat mit dem italienischen Zahnarzt E. Ceconi, Leben in Triest; Scheidung. 1906 Heirat mit ihrem Vetter, dem Rechtsanwalt Richard Huch; Scheidung. Als Dichterin und Historikerin in München, Berlin und Jena. "Die Romantik", 2 Bände, 1899, 1902; "Der große [30jährige] Krieg in Deutschland", 3 Bände, 1912-1914; "Luthers Glaube", 1916; "Der Sinn der Heiligen Schrift", 1919. 1933 Austritt unter Protest aus der Preußischen Akademie der Künste, die dem Dritten Reich missliebige Personen schimpflich ausgestoßen hatte. Hauptwerk "Deutsche Geschichte", Band 1 "Römisches Reich Deutscher Nation", 1934; Band 2 "Das Zeitalter der Glaubensspaltung", 1937; Band 3 "Untergang des Römischen Reiches Deutscher Nation" postum 1949. Geplantes dreibändiges Werk "Bilder deutscher Widerstandskämpfer" unvollendet. Kurz vor dem Tod Übersiedlung nach Frankfurt am Main. Sie starb am 17.11.1947 in Schönberg am Taunus.

Vita aus:

RGG 3. Auflage 1959. Der Große Brockhaus 1954. Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer, 374.

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