Wärter Knobloch

Person

Mit Bonhoeffers Brief vom 18.-23.11.1943 aus der Tegeler Haft begann die an der Zensur vorbei geschmuggelte Korrespondenz mit Bethge. Dafür bewährte sich die Privatadresse des Unteroffiziers Knobloch. Über sie erreichte auch Bonhoeffers am 11.3.1944 geschriebener Brief seine Braut Maria von Wedemeyer. – Am Freitag, 28.7.1944 (nach dem gescheiterten Attentatsversuch auf Hitler am 20. Juli), radelte Bonhoeffers Schwester Susanne Dress nach Tegel, um Sachen abzugeben, mit denen die Familie den Häftling versorgen durfte. Im Gefängnishof schloss sie das Rad an. Die Rückfahrt verzögerte sie, und wie erhofft erschien ihr Bruder unter Bewachung zur Bewegung auf dem Hof. Rasch schraubte sie die Ventile aus den Reifen. Platten? Der Wachmann bot Hilfe an. Dietrich versicherte leise: Herr Knobloch ist absolut sicher. Während dieser sich fast eine Stunde lang mit den Ventilen und dem Aufpumpen der Reifen zu schaffen machte, besprachen die Geschwister die akut bedrohliche Lage. – Ein Fluchtplan wurde entworfen. Knobloch wollte mit Bonhoeffer aus dem Gefängnistor gehen und gemeinsam mit ihm untertauchen. Monteurkleidung, Lebensmittelkarten und Geld sollten in einer Schrebergarten-Wohnlaube deponiert werden. Die Vorbereitungen gediehen. Am Sonntag, 1.10.1944, verhaftete die Gestapo Bonhoeffers Bruder Klaus. Im Bewusstsein, dass seine Flucht die Gefahr der Sippenhaft verschärfen wurde, gab Bonhoeffer den Plan auf. – Im Sommer 1944 war eine lange Dichtung Bonhoeffers entstanden: Nächtliche Stimmen in Tegel. Er erwähnte sie in Briefen an Bethge, schickte sie ihm aber nicht; Bethge sollte sie lieber lesen, wenn sie zusammen wären, oder später. (… Bruder, wenn mir die Sonne verblich, lebe du für mich.) Eine sorgfältig geschriebene Kopierstiftfassung gab Bonhoeffer Knobloch mit der Bitte, sie in seinem Schrebergarten zu vergraben. Nach der Katastrophe Deutschlands sollte die Dichtung Zeugnis geben vom nationalsozialistischen Vorher. Die elf Seiten brachte Knobloch im Juni 1945 dem mit dem Leben davongekommenen Bethge.

Quelle:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie, Gütersloh 92005, Eberhard Bethge, In Zitz gab es keine Juden. Erinnerungen aus meinen ersten vierzig Jahren, München 1989.

KNOBLOCH, Unteroffizier: Mitglied des Wachpersonals im Wehrmachtuntersuchungsgefängnis Berlin-Tegel, Arbeiter aus dem Berliner Norden.

Vita aus:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 92005.

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

ibg