Wilhelm Canaris

Wilhelm Canaris

Wilhelm Canaris

Bundesarchiv, Bild 146-1979-013-43 / CC-BY-SA

Nach der Rückkehr D.B.s im August 1939 aus New York, signalisiert dieser seinem Schwager Hans von Dohnanyi seine Bereitschaft, an der politischen Verschwörung teilzunehmen. Der Ausbruch des Krieges liegt in der Luft. Zur gleichen Zeit entspricht Hans von Dohnanyi dem Wunsch von Admiral Canaris, sich im Fall der Mobilmachung in den Stab der Abteilung Z des Amtes Ausland / Abwehr einberufen zu lassen. Canaris schlägt vor, Hans Oster entwickelt, unterstützt von Hans von Dohnanyi, den Plan, D.B. Im Kriegsfalle ebenfalls in das Amt zu berufen, um ihn uk (unabkömmlich) zu stellen und damit vom Kriegsdienst an der Front frei zu stellen. Auch wenn Bonhoeffer Schwager die treibende Kraft ist, ihn als V-Mann in die Abwehr zu holen, so weiß Canaris davon und unterstützt dies. Ein Mann mit solchen ökumenischen Kontakten, vor allem zu Bischof Bell in England, Mitglied des Oberhauses, ist Gold wert für das Vorhaben, Friedenskontakte ins feindliche Ausland zu knüpfen. Seit dem Sommer 1940 übernimmt D.B. diese Aufgabe. Canaris unterstützt das Vorhaben, jüdische Personen angesichts der planmäßigen Vernichtung der Juden 1942 unter dem Vorwand einer Agententätigkeit im Ausland in die Schweiz zu bringen, zumal Bekannte darunter sind (Unternehmen Sieben). D.B. ist in diese Aktion involviert.

Quelle:

Joachim Fest, Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli, 1994; Peter Steinbach / Joahnnes Tuchel (hg.) Lexikon des Widerstandes 1933-1945, München 1994

CANARIS, WILHELM (1887-1945): Canaris wird am 01.01.1887 in Aplerbeck geboren. Hitlers Kampf gegen den Versailler Vertrag und gegen den Kommunismus bringt er Sympathie entgegen. Er verabscheut bald nach 1933 die Brutalität des NS-Systems. Er wird deutscher Admiral und leitet ab 1935 den deutschen Abwehrdienst im Wehrmachtsamt des Reichskriegsministeriums. Ab 1938 untersteht ihm das Amt Ausland/Abwehr im Oberkommande der Wehrmacht (OKW). Nach der Fritschkrise verstärkt sich die Opposition. Nach dem Münchner Abkommen droht er zu resignieren. Seine Funktion nutzt er für die Beteiligung am Widerstand gegen Hitler. Der Verrat der Westoffensive 1940 kann er als Intrige abwehren. Er unterstützt die Opposition, vor allem die Abteilung Z in seinem Amt unter Hans Oster mit Hans von Dohnanyi und Anderen. Er deckt die Einstellung von Josef Müller und Dietrich Bonhoeffer als V-Leute; auch das sog. Unternehmen 7, bei dem noch 1942 jüdische Menschen unter dem Vorwand einer Agententätigkeit in der Schweiz bzw. Südamerika Deutschland verlassen können. Der SS ist das Amt Ausland / Abwehr ein Dorn im Auge, zumal sie die gesamt Spionage kontrollieren will. Es kommt unter dem Vorwand eines Devisenvergehens zur Verhaftung engster Mitarbeiter der Zentralabteilung. Canaris setzt sich für die Verhafteten Hans v. Dohnayni, Dietrich Bonhoeffer und Josef Müller ein, so dass die Verhandlungen im Rahmen der Militärgerichtsbarkeit stattfinden. Im Februar 1944 wird er kaltgestellt und nach dem 20. Juli 1944 verhaftet. Am 9. April 1945 – nach dem Fund seiner Tagebücher - wird er im KZ Flossenbürg ermordet. Schon zu Kriegsbeginn äußert er: Das ist das Ende Deutschlands. Mit einem Klopfsignal übermittelt er einem Zellennachbarn die Nachricht: Meine Zeit ist um. War kein Landesverräter. Wegen seiner Doppelrolle als Chef des militärischen Geheimdienstes und Schützer des Widerstandes in seinem Amt gilt seine Persönlichkeit als schillernd.

Vita aus:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 2005. / Kalliope. Verbundkatalog Nachlässe und Autographen. / Marikje Smid, Christine Bonhoeffer – Hans von Dohnanyi. Eine Ehe im Widerstand, Gütersloh 2002

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