Wilhelm Groß

Wilhelm Gross

Wilhelm Gross, 1906

unknown. Foto aus: Natalie Gommert/Dieter Wendland: Wilhelm Groß. Künstler und Prediger.

Dietrich Bonhoeffer kannte das Werk des Bildhauers Wilhelm Groß; in der Christologievorlesung im Sommer 1933 an der Berliner Universität erwähnte er seinen Namen. Wilhelm Groß seinerseits kannte als Bruderratsmitglied der Bekennenden Kirche Berlin-Brandenburgs das von Bonhoeffer ab Frühjahr 1935 geleitete Predigerseminar. Er kam zu Besuch nach Finkenwalde, wo der erste Halbjahreskurs des Seminars am 24.6.1935 ein ehemaliges Pädagogium bezogen hatte. An das Gebäude war eine Turnhalle schlecht angebaut. Angeleitet von Groß verwandelten die Seminaristen den Raum mit etwas Leinfarbe, Kistenholz und Nessel in eine Kapelle. An der Stirnwand leuchtete in Goldbuchstaben HAPAX, das Wort auf dem Hebräerbrief 9,26-28: Die Christusoffenbarung hat sich "ein- für allemal" ereignet. Diesen Raum nutzte nicht nur das Seminar, sondern allsonntäglich auch die Bekenntnisgemeinde des Ortes Finkenwalde. Für die Altarbibel verfertigte "Bruder Groß aus Oranienburg" den Einband: schwere dunkle Holzplatten, in die mit Gold hervorgehobene Zeichen eingeschnitzt waren. Diese Bibel, die 30 Reichsmark kostete, wollte der erste Kurs dem Seminar schenken; Albrecht Schönherr rief im fünften Brief aus Finkenwalde (18.2.1936) die ehemaligen Kursteilnehmer auf, ihren Beitrag auszurechnen und einzusenden. Später kam in die Kapelle noch eine Propheten-Holzplastik von Groß. "Wir können nur sagen, dass wir eine feine Kirche haben, ganz einfach und schlicht und doch schön", teilte die Bruderschaft des Finkenwalder Predigerseminars den Freunden und Förderern mit.

Quelle:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 92005, 490, 496. DBW 12, 287; DBW 14, 70, 91. Die Finkenwalder Rundbriefe (DBW Ergänzungsband), Gütersloh 2013, 32, 43, 108, 548.

GROß, WILHELM (1883-1974): aus Oranienburg; Bildhauer, Schüler Otto Lessings in Berlin; ab 1906 Ausstellungen unter anderem in München, Berlin, Bremen, Mannheim; im Dritten Reich verfolgter "Nichtarier", wohnhaft in der Kolonie Eden, Glied in der und getragen von der Notgemeinde Kurt Scharfs, des Präses des Berlin-Brandenburger Bruderrates der Bekennenden Kirche, und selber Mitglied in diesem Bruderrat.

Vita aus:

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 92005.

Leben und Werk

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