Wilhelm Schmidhuber

Person

Bonhoeffer wurde am 30. Oktober 1940 der Abwehr-Dienststelle München als Unter-V-Mann des V-Manns Schmidhuber zugeordnet mit der Begründung (durch Hans von Dohnanyi), Bonhoeffers ökumenische Verbindungen würden Schmidhubers Auslands-Aufklärungsarbeit unterstützen. Dadurch erreichte das militärische Amt Ausland/Abwehr Bonhoeffers Freistellung vom Wehrdienst (unabkömmlich, uk). – Im Februar 1941 fuhr Schmidhuber extra in die Schweiz, um durch das Ausräumen von Schwierigkeiten zu erreichen, dass Bonhoeffer das Einreisevisum für seine erste Schweizer Reise als V-Mann der Abwehr erteilt wurde. – Für das Unternehmen Sieben, wodurch vierzehn als V-Leute der Abwehr ausgegebene gefährdete Juden bis Ende September 1942 in die Schweiz ausreisen konnten, musste das Amt Ausland/Abwehr erhebliche Summen an Devisen besorgen, denn ohne finanzielle Absicherung wurde keine Einreise bewilligt. Die dazu nötigen finanziellen Transaktionen boten Anlass für den Verdacht, Schmidhuber betriebe unerlaubte Devisengeschäfte. Er wurde Ende Oktober verhaftet und vom Dezember 1942 bis Februar 1943 im Gestapo-Gewahrsam verhört. Seine Aussagen belasteten vor allem Dohnanyi, der das Unternehmen durchgeführt hatte, unterstützt von Bonhoeffers Kontakt zum Präsidenten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes Alphons Koechlin. Auf Grund der Aussagen Schmidhubers wurden im Ermittlungsverfahren Depositenkasse Dohnanyi und Bonhoeffer am 5.4.1943 inhaftiert. In den anschließenden Verhören konnte Bonhoeffer seine Beteiligung am Unternehmen Sieben bagatellisieren; gegen ihn blieb nur der Anklagepunkt, sich durch die mit Schmidhuber abgesprochene uk-Stellung dem Wehrdienst entzogen zu haben.

Quelle:

Marikje Smid, Hans von Dohnanyi - Christine Bonhoeffer. Eine Ehe im Widerstand gegen Hitler, Gütersloh 2002, 258f, 301, 317, 341. DBW 16, 138, 144, 424, 426. Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Gütersloh 2005.

SCHMIDHUBER, WILHELM (1898-1965): Brauereibesitzer, portugiesischer Wahlkonsul, war ab Kriegsbeginn 1939 als Hauptmann der Reserve der Luftwaffe der Abwehrstelle VII München zugeordnet und der Abwehrabteilung I/Luft in Berlin  unterstellt. Seine Position und Reisefreiheit als V-Mann des Amtes Ausland/Abwehr nutzte er im Dienste des Widerstands. Im Mai 1942 begannen Untersuchungen gegen ihn wegen vermuteter Devisenvergehen. Am 31.10.1942 wurde er in Südtirol durch die italienische Polizei festgenommen, in das Wehrmachtuntersuchungsgefängnis in München und Ende November 1942 nach Berlin in das Gefängnis des Reichssicherheitshauptamts in der Prinz-Albrecht-Straße 8 überführt. Kriminalkommissar Franz Xaver Sonderegger vernahm Schmidhuber und verfasste Mitte Februar 1943 einen zusammenfassenden Bericht. Am 3.4.1943 wurde das Verfahren dem Luftwaffenrichter Manfred Roeder als Untersuchungsführer zugewiesen. Er ordnete die Festnahme der in den Vernehmungen Schmidhubers belasteten Personen an und führte sie mit Sonderegger am 5.4.1943 durch; am Vormittag dieses Montags wurde Hans von Dohnanyi, am Nachmittag gegen 16 Uhr Dietrich Bonhoeffer in Untersuchungshaft genommen. Am 12.2.1944 verurteilte das Reichskriegsgericht Schmidthuber zu vier Jahren Zuchthaus. – 1955 war er mexikanischer Honorarkonsul.

Vita aus:

Marikje Smid, Hans von Dohnanyi - Christine Bonhoeffer. Eine Ehe im Widerstand gegen Hitler, Gütersloh 2002/Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie. Gütersloh 2005./DBW 16

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

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