Die Erinnerungs- und Begegnungsstätte Bonhoeffer-Haus in Berlin-Charlottenburg ist dem Leben und Wirken Dietrich Bonhoeffer gewidmet.
In einer Zeit der deutsch-nationalen Überheblichkeit, des Rassismus und Fremdenhasses, der brutalen Durchsetzung des sogenannten Rechts der Stärkeren gegenüber den Schwächeren, den religiösen, ethnischen und sozialen Minderheiten, hat der Berliner Pfarrer und theologische Lehrer Dietrich Bonhoeffer der nationalsozialistischen Ideologie und Herrschaft widerstanden. Seine Theologie hat ihn zu Konsequenzen in seinem Handeln geführt, für die er mit dem Leben bezahlte.
Seine Gedanken stellen uns auch heute noch in Frage – und ermutigen zugleich.
Das 1935 erbaute Haus ist der ehemalige Alterssitz der Eltern Dietrich Bonhoeffers: Prof. Dr. med. Karl Bonhoeffer und seiner Frau Paula, geb. von Hase. Wenn Dietrich in Berlin war, hat er hier gelebt und gearbeitet.
In seinem Studierzimmer sind Teile der Ethik entstanden, ebenso die Widerstandsanalyse »Nach zehn Jahren«, deren Manuskript den Krieg im Haus versteckt überdauerte. Hier fanden konspirative Gespräche des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten unter maßgeblicher Beteiligung von Familienmitgliedern statt.
Das Haus steht offen für Besuche von Einzelnen und für Gruppen bis max. 30 Personen sowie für Klausurtagungen von Gemeindegruppen, Gemeindekirchenräten, christlichen und anderen gesellschaftlichen Initiativen, die in der Stadt ausserhalb des hektischen Alltags nachdenken und dabei nach der Gegenwartsbedeutung Bonhoeffers fragen wollen. Eine Präsenzbibliothek und eine Sammlung von Videos, DVDs und CDs sowie andere Materialien stehen bei der Arbeit im Haus zur Verfügung.
Zur Entstehungsgeschichte der Begegnungsstätte:
Seit 1. Juni 1987 ist das Bonhoeffer-Haus mit dem rekonstruierten Studierzimmer von Dietrich Bonhoeffer und einer ständigen Ausstellung zu seinem Leben und Werk Erinnerungs- und Begegnungsstätte der Landeskirche. Es steht offen für Gruppen und Einzelbesucher aus Stadt und Land und besonders auch für Gäste aus der Ökumene, die sich auf die Spurensuche begeben und sich einladen lassen zur Erinnerung und Begegnung mit dem, dessen Lebensort hier war.
Erinnernd und begegnend bleiben Dietrich Bonhoeffers Leben und Werk unter uns lebendig. In seiner theologischen Erschließung der biblischen Zeugnisse, seiner Sprache existenzieller Frömmigkeit, seiner ökumenischen Weite und seinem politischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus wird er selbst zum Zeugen seines Glaubens, der in Jesus Christus seine Mitte findet. Die Entrechtung und Ermordung von Juden klagt er früh und entschieden an. In der Bekennenden Kirche und in der Ökumene sind seine Entscheidungen nicht mehrheitsfähig. In persönlicher Verantwortung für seinen Glauben geht er den Weg in die Konspiration bis in den Tod. So bleiben sein Leben und Werk auch heute in konkreten kirchlichen und politischen Fragen eine Herausforderung für Glauben und Theologie, für gemeinsames Leben und Gestalten in Gemeinden und Kirchen, für unsere in Christus als der Mitte begründete Verantwortung für den Andern, für die Welt.
Hier, im Elternhaus von Dietrich Bonhoeffer in der Marienburger Allee 43, Berlin-Charlottenburg, das sich die Eltern Karl und Paula Bonhoeffer für ihren Ruhestand 1935 bauen ließen, fanden konspirative Gespräche des Widerstands statt, hier schrieb er an seiner Ethik und hier wurde er am 5. April 1943 von der Gestapo verhaftet.
Es wäre möglich gewesen, in diesem geschichtsträchtigen Haus eine Gedenkstätte einzurichten. Anstelle dessen wurde Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Chance genutzt, in ökumenischer Zusammenarbeit und mauerübergreifend eine alternative Konzeption zu entwickeln: nicht als eine Gedenkstätte, sondern als eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte. Diesem Ziel dient auch die ständige Ausstellung mit neun Bildtafeln, in denen Leben und Werk Dietrich Bonhoeffers vor dem Zeithintergrund dokumentiert sind. Sie entstand im Kontext der Ost-West-Geschichte und hat sich bis heute bewährt.
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