Im Bonhoeffer-Haus in Friedrichsbrunn:
- betreten Sie einen Ort der Erinnerung an vier Mitglieder der Bonhoefferfamilie, die aufgrund ihrer aktiven Beteiligung am Widerstand gegen Hitler ermordet wurden;
- begegnen Ihnen die Kindheits- und Jugenderinnerungen einer politisch wachen Familie;
- können Sie Einblicke in das Erziehungskonzept dieser Familie gewinnen;
- werden Ihnen Familienfotos so aufgeschlossen, dass Sie die Personen identifizieren und mit authentisch erzählten Geschichten verknüpfen können;
- finden Sie interaktiv aufbereitete Zeitzeugnisse der Familie Bonhoeffer, die erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden;
- erhalten Sie eine Wanderkarte mit Routenvorschlägen auf den Spuren der Bonhoeffers und ein Wandertagebuch für Kinder.
»Friedrichsbrunn war Sommer, war Freiheit, war Heimat.«,
schreibt Susanne Dreß, geb. Bonhoeffer nach dem zweiten Weltkrieg in ihren unveröffentlichten Kindheitserinnerungen.
Dietrich Bonhoeffer denkt in der Haft im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis in Tegel häufig an Friedrichsbrunn. Am 12.Februar 1944 schreibt er seinem Freund Eberhard Bethge nach Italien aus der winterlich kalten Gefängniszelle:
»In meinen Phantasien lebe ich viel in der Natur, und zwar eigentlich im sommerlichen Mittelgebirge, das heißt in den Waldwiesen bei Friedrichsbrunn oder auf den Hängen, von denen man aus über Treseburg auf den Brocken sieht. Ich liege dann auf dem Rücken im Grase, sehe bei leichtem Wind die Wolken über den blauen Himmel ziehen und höre die Geräusche des Waldes. Es ist merkwürdig, wie stark Kindheitseindrücke dieser Art gestaltend auf den ganzen Menschen einwirken.« (DBW 8, S.322)
In diesem Brief zieht Dietrich Bonhoeffer ein biografisches Fazit:
»Das Mittelgebirge ist für mich die Natur, die zu mir gehört – Harz, Thüringer Wald, Weserberge – beziehungsweise die mich mit gebildet hat.« (DBW 8, S.322)
In seinem Romanfragment hat er darum den Friedrichsbrunner Wiesen, den Wäldern und Teichen ein literarisches Denkmal zu setzen versucht.
Seinen Eltern schreibt er am Sonntag, den 3.Juli 1943
»Wenn am Sonnabend abends um 6 Uhr die Glocken der Gefängniskirche zu läuten anfangen, dann ist das der schönste Augenblick, um nach Hause zu schreiben. Es ist merkwürdig, was für eine Gewalt die Glocken über den Menschen haben und wie eindringlich sie sein können. Es verbindet sich so vieles aus dem Leben mit ihnen...
Es sind lauter gute Erinnerungen, von denen man auf einmal als von guten Geistern umgeben ist; als erstes sind es immer stille Sommerabende in Friedrichsbrunn, die mir gegenwärtig werden.« (DBW 8,S.109).
Die guten Geister, die ihn umgeben, werden im Advent 1944 zu den 'guten Mächten', die ihn und seine Lieben treu und still umgeben.
Schon zu Beginn seiner Haft erhält er am 24.April 1943 – knapp drei Wochen nach ihrer Verhaftung am 5.4.1943 - einen Brief seines Schwagers Hans von Dohnanyi. Auch er schreibt diesen Brief unter dem Eindruck des Glockengeläuts zum Gottesdienst. Er fügt hinzu, dass er von Ursel, Dietrichs Schwester höre, dass die Dohnanyi- und Schleicherkinder über Ostern 1943 im Ferienhaus in Friedrichsbrunn Urlaub machen.
»Da liegen unsere persönlichen Ideale für die Ferien.« (DBW 8, S.49)
– Geschichte –
Im Jahr 1913 schaffen die Eltern Karl und Paula Bonhoeffer ihren Kindern in Friedrichsbrunn ein zweites Zuhause, ein einfaches Ferienparadies. Ihre acht Kinder Karl Friedrich, Walter, Klaus, Ursula, Christine, Dietrich, Sabine und Susanne erleben hier eine Zeit, die sie für ihr gesamtes Leben prägt. Neben den Eltern sind Großmutter Julie und 'Hörnchen', die Erzieherin, dort die wichtigsten Bezugspersonen.
Aus Briefen, Fotos und aufgeschriebenen Erinnerungen der Bonhoefferkinder entsteht für uns heute das Bild einer Familie in unterschiedlichen Lebenssituationen:
Susanne, die jüngste Bonhoeffertochter, lässt uns Friedrichsbrunn vor hundert Jahren mit den Augen eines Kindes erleben.
Mit Sabine, der Zweitjüngsten, hören wir leise die Tür aufgehen und Vater, Mutter und die Geschwister hereinkommen.
Sabines Zwillingsbruder Dietrich gelingt es, im Ferienhaus den Kopf für die Arbeit an seinen theologischen Aufsätzen und an seiner Dissertation frei zu bekommen.
Hans von Dohnanyi beschreibt in einem Brief an seinen Schwiegervater den Widerhall des Treppenhauses, das Knistern des Feuers im Esszimmerkamin und den charakteristischen Geruch des Ferienhauses in Friedrichsbrunn.
Die neue ständige Ausstellung wurde am 31. August 2014 eröffnet.
Sie entstand in Kooperation des Träger- und Fördervereins 'Bonhoeffer-Haus Friedrichsbrunn' mit der Hochschule Harz.
- Initiator der Ausstellung ist der Verein 'Bonhoeffer-Haus Friedrichsbrunn' e.V.
- Die fachliche Konzeption, die Erstellung und Auswahl von Texten und Bildern verantworteten Dr. Günter und Helene Ebbrecht und Ruth Ziemer vom Verein 'Bonhoeffer-Haus Friedrichsbrunn'
- Das Gesamtkonzept und die grafische Gestaltung lag in den Händen von Julia Wessle, Nicole Rüde, Ina Thomas, Lisa Manthei und Lukas Siegmon unter der Leitung von Professor Eberhard Högerle von der Hochschule Harz
- Die Ausstellung wurde finanziert aus projektgebundenen Mitteln aus dem Altvermögen der ehemaligen Kirchenprovinz Sachsen.
Im ehemaligen Ferienhaus der Familie Bonhoeffer in Friedrichsbrunn befindet sich heute das 'Cafe Bonhoeffer' und in zwei Räumen die Ausstellung 'Die Familie Bonhoeffer in Friedrichsbrunn'. Das Haus ist ein Erinnerungsort und eine Gedenkstätte für die gesamte Familie von Karl und Paula Bonhoeffer.
Die Ausstellung ist öffentlich zugänglich:
täglich außer donnerstags von 14-18 Uhr
oder nach Vereinbarung zu anderen Zeiten.Sie kann von Einzelpersonen und Gruppen besucht werden. Eine Anmeldung unter der Handynummer 0160/7719401 ist empfehlenswert.
Weitere Informationen finden Sie auf:
www.bonhoefferhaus-friedrichsbrunn.de