Aufstehen gegen Unrecht

Eine Frau fährt in einem Bus. Sie hat einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich und ist jetzt dankbar für ihren Sitzplatz. Da kommt plötzlich ein anderer Fahrgast auf sie zu und fordert sie auf, ihren Platz für ihn zu räumen. Der Mann ist weder alt noch ist er gehbehindert. Er ist einfach nur weiß. Und Rosa Parks, so heißt die Frau, ist schwarz. Man schreibt den 1. Dezember 1955, und in Montgomery, Alabama, haben Schwarze auf Sitzplätzen für Weiße nichts zu suchen. Doch Rosa Parks blieb sitzen. Dafür wurde sie verhaftet und Tausende von Schwarzen begannen den weltberühmten Busboykott, bei dem Martin Luther King zum ersten Mal öffentlich auftrat. 1964, fast zehn Jahre später, wurde nach langen Kämpfen das Bürgerrechtsgesetz beschlossen. Ungleichbehandlung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion war ab sofort untersagt. 2005 ist Rosa Parks 92-jährig in Detroit gestorben. Tausende gingen an ihrem Sarg vorbei, der im Kapitol aufgebahrt war.Aufstehen gegen das Unrecht. Rosa Parks stand auf, indem sie sitzenblieb.

Dietrich Bonhoeffer stand auf gegen das Unrecht, indem er Partei ergriff für eine Gruppe von Menschen, die zu seiner Zeit erst angefeindet, dann diskriminiert, verfolgt und schließlich ermordet wurden: für die Juden. Im März 1933 war Hitler an die Macht gekommen und sofort waren die ersten Gesetze erlassen worden, um Juden aus ihren Berufen zu drängen. Aufrufe zum Boykott jüdischer Geschäfte folgten. Schon im April 1933 bezog Bonhoeffer in seinem Vortrag »Die Kirche vor der Judenfrage« deutlich Position: Die Kirche, so sagte er, ist allen Opfern der Gesellschaft verpflichtet, auch wenn sie keine Christen sind. In der momentanen Situation gibt es für die Kirche drei Möglichkeiten: 1. den Staat dafür kritisieren, 2. die Opfer unter dem Rad verbinden (d.h. ihnen helfen), 3. dem Rad selbst in die Speichen zu fallen. Mit anderen Worten: wenn ein Verrückter mit seinem Wagen durch die Fußgängerzone rast und reihenweise Menschen über den Haufen fährt, ist es nicht genug, sich um die Verletzten zu kümmern. Man muss versuchen, ihm das Steuer zu entreißen.

Aufstehen gegen Unrecht

Ein Gottesdienst zu Rosa Parks und Dietrich Bonhoeffer
von Christian Schwarz

aus: Vom Beten und Tun des Gerechten. Gottesdienstmodelle zu Texten von Dietrich Bonhoeffer, hrsg. von Christian Schwarz © Gütersloher Verlagshaus 2015

Zionskirche Kanzel (Foto: Adalbert Halt)

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