Bonhoeffer-Schulwettbewerb 2023/24 (Bericht)

Aktuelle Meldung vom: 06.11.2024

Gemälde „Gefangen in der Gewohnheit“ (Foto privat) / Bodelschwingh-Gymnasium Herchen

ein Teil des „Dachbodenfundes“ (Foto privat) /Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Filderstadt

„Die Fassaden bröckeln“ (Foto privat) / Amos Comenius Gymnasium Bonn

Spiegel der Dualität (Foto privat ) / Konrad-Klepping Berufskolleg Dortmund

Gemälde „Standhaft bleiben“ (Foto privat) / Amos Comenius Gymnasium Bonn

„Mit Dietrich Bonhoeffer auf der Suche nach Identität“ – viele Schüler:innen aus verschiedenen Teilen Deutschlands haben sich mit ihren Lehrer:innen seit Ende letzten Jahres im Rahmen des bundesweiten Schulwettbewerbs der ibg auf diese Suche eingelassen und ihre Beiträge eingereicht.  Gefordert war, sich anhand eines ausgewählten Bonhoeffertextes mit der Frage nach (der eigenen) Identität auseinander zu setzen. Dabei war freigestellt gewesen, welches Format der Wettbewerbsbeitrag haben sollte.

Viele Schüler:innen haben den Text „Wer bin ich?“ gewählt und z.B. eigene Gedichte verfasst, andere haben einen Rap geschrieben, wieder andere haben Kunstwerke wie Bilder oder Skulpturen erstellt.

Am 13.9.24  war es dann so weit – stellvertretend für alle Teilnehmenden konnten in Eisenach in Haus Hainstein fünf Schüler:innen und ihre Lehrer:innen die Urkunden entgegennehmen und hatten die Gelegenheit, ihre Beiträge vor den Tagungsteilnehmenden zu präsentieren.

Die Beiträge waren nicht nur im Rahmen des Religionsunterrichtes, sondern auch im Kunst- oder Deutschunterricht entstanden und wiesen eine große Vielfalt auf. So gab es beispielsweise einen „Dachbodenfund“ zu sehen – die Klasse 6 b vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Filderstadt hatte im Rahmen eines Projekttages gemeinsam mit ihrer Lehrerin Susanne Riehn die Idee entwickelt, dass Jahrzehnte nach Bonhoeffers Tod auf einem Dachboden eine Mappe mit Briefen, Tagebucheintragungen etc. von Bonhoeffer gefunden worden sei. Frau Riehn schrieb im Begleitschreiben, sie seien in Bonhoeffers Leben „eingetaucht“.

Lisa-Marie Appel war mit vier Schüler:innen vom Amos Comenius Gymnasium in Bonn nach Eisenach gekommen, um stellvertretend für den ganzen Kurs ihre kreativen Beiträge, die sie in Gruppen erstellt hatten, dort zu zeigen und zu präsentieren. Auch diese Kursleistung hat einen der ersten Plätze erhalten. Besonders eindrucksvoll war, dass die Schüler:innen ihre und die Beiträge ihrer Mitschüler:innen selbst vorgestellt haben. Ihre Vorstellung leiteten sie ein mit den Worten: „Wir als damalige zehnte Klasse haben im evangelischen Religionsunterricht unter der Leitung von Frau Appel am Wettbewerb teilgenommen. Und haben uns als Klasse/ Kurs mit dem Gedicht „Wer bin ich“ von Dietrich Bonhoeffer beschäftigt und haben in Freiarbeit acht tolle Ergebnisse erzielen können.“  Einer ihrer Beiträge trägt den Titel „Die Fassaden bröckeln“. Folgende Gedanken dazu wurden von einer Schülerin vorgetragen: „(…) In dem Gedicht ist uns aufgefallen, dass er von außen makellos wirkt, doch eigentlich ist er sehr nachdenklich und fühlt sich schwach, weshalb wir Gedankenblasen in seinen düsteren Kopf durcheinander gehängt haben. Außerdem haben wir durch den Gips die Fassaden bröckeln lassen, um sein äußerliches Scheinbild schwacher wirken zu lassen . Die Möglichkeit, den Vorderschädel zu öffnen, lässt einen seine Gedanken und sein wahres Bild besser verstehen mit dem dunklen Hintergrund verdeutlichen wir die emotionale Leere mit den gebrochenen Fassaden und wie er sich auflöst. Der Draht kann auch als inneres Gefängnis für Bonhoeffer interpretiert werden. Die inneren Konflikte sind in Fragen formuliert, um darzustellen, dass er sich und die Wahrnehmung anderer in Frage stellt. Die Arbeit und Beschäftigung mit dem Projekt hat sehr viel Spaß gemacht. Am Anfang war es sehr schwer, seine Gedanken und die Idee, endgültig zu fassen und es bildlich darzustellen. Doch nachdem man sich ausreichend mit dem Gedicht „Wer bin ich“ von Bonhoeffer beschäftigt hatte konnte man mit sehr viel Spaß an dem Projekt arbeiten.“

Stellvertretend für ihren Religionskurs waren Lennart Pelzer und sein Lehrer Thomas Reimann vom St. Georg Gymnasium in Bocholt angereist, um ihren Beitrag, den Poetry Slam mit dem Titel „Die Wahrheit wird euch frei machen“, der einen der ersten Plätze gewonnen hat, vorzustellen. In ihrem Motivationsschreiben heißt es u.a.:  „Als Schülerinnen und Schüler des St. Georg-Gymnasiums Bocholt der Jahrgangsstufe 10 haben wir uns als Religionskurs dazu entschieden, am Schulwettbewerb zur Identitätssuche teilzunehmen, um uns intensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen und unsere eigene Identität besser zu verstehen. Wir haben uns dazu entschieden, Bonhoeffers Predigtauslegung zu Johannes 8,32 "Die Wahrheit wird euch frei machen" (DBW 11, S. 454-463) aus dem Sommer 1932 als Grundlage für unseren Beitrag beim Schulwettbewerb zur Identitätssuche zu wählen, da wir fest davon überzeugt sind, dass die Wahrheit ein umwälzender Faktor auf der Suche nach Identität ist. In einer Welt, in der so viele Informationen und Meinungen existieren, ist es oft schwierig, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Wir glauben jedoch daran, dass die Wahrheit uns nicht nur dabei hilft, uns selbst besser zu verstehen, sondern auch dazu beiträgt, unsere Identität zu finden.“

Weitere Preise erhielten ein Religionskurs Jg. 11 vom Bodelschwingh-Gymnasium Herchen (Windeck) für verschiedene Zugänge zu „Wer bin ich?“, Schüler des Konrad-Klepping-Berufskollegs aus Dortmund für ihr großformatiges Kunstwerk „Spiegel der Dualität“, das ebenfalls eine Auseinandersetzung mit „Wer bin ich?“ darstellt, und zwei Einzelbeiträge von Schülerinnen des Maria-Ward Gymnasiums in Günzburg – ein Gedicht zu „Wer bin ich?“ und ein Beitrag zu den „Brautbriefen“.

Abschließend kann festgehalten werden, dass wir sehr beeindruckt von der Fülle und Qualität der Beiträge waren, die wir erhalten haben. Wir können uns sehr gut vorstellen, dass es in Zukunft weitere Schulwettbewerbe der ibg geben wird.

Das Format „Wettbewerb“ kann sicher dazu beitragen, dass die Auseinandersetzung mit Bonhoeffer im Unterricht motivierend und nachhaltig ist. So formulierte es z.B. Luca aus Bonn: „Abschließend konnten wir sagen, dass es eine sehr schöne Aufgabe war, da es auch sehr abwechslungsreich im Gegensatz zum normalen Unterricht war und es uns auf jeden Fall großen Spaß gemacht hat, da wir auch alles selbst gestalten durften.“

(Dr. Christina Lange)

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