Bonhoeffer im RU

Schwacher Gott, starker Gott – Bonhoeffers Theologie im Religionsunterricht


Michael Fricke


Für die Druckfassung überarbeitete Version des gleichnamigen Vortrags auf der Jahrestagung der deutschsprachigen Sektion der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft „In Bonhoeffers Schule – Bonhoeffer in der Schule“ 10.-13. September 2015 in Eisenach. Der Vortragsstil wurde weitgehend beibehalten.


Einleitung

„Gibt es aus der Sicht gegenwärtiger Religionspädagogik etwas an Bonhoeffers Denken, was sich für die Schule besonders eignet? Und wie müsste man dies bearbeiten?“, lauteten die Fragen, dir mir von der Vorsitzenden der deutschsprachigen Sektion der IBG, Christiane Tietz, als roter Faden für diesen Vortrag mitgegeben wurden und denen ich mich gerne gestellt habe. Das Besondere und Neue an der Aufgabe war, nicht das Leben von Dietrich Bonhoeffer zu thematisieren, sondern sein Denken. Ich war zunächst skeptisch, ob dies möglich wäre. Erfordert nicht das „spezifische Verhältnis von Theologie und Biographie bei Bonhoeffer“ gerade „eine Zusammenschau seines Denkens und Lebens?“1. Mein eigener Zugang zu Bonhoeffer war immer stark von dieser Zusammenschau geprägt. Aber ich war bereit, mich auf einen Versuch einzulassen.

Die Fragen, welche Aspekte des Denkens Bonhoeffers für die Schule geeignet sind und wie man diese bearbeiten müsste, kann man in der Religionspädagogik auf zwei verschiedene Arten angehen. Der theoretische Weg: Ein Thema wird für Schüler insofern als interessant oder geeignet erachtet, als es an Lebenserfahrungen oder -situationen von Kindern und Jugendlichen anknüpft oder aus entwicklungspsychologischer Sicht „dran“ ist. Dieses Vorgehen ist bei Unterrichtsplanungen verbreitetet, aber immer auch mit gewissen Unsicherheiten behaftet. Es gibt nämlich keinen direkten, regelhaften Zusammenhang zwischen beiden Größen, d.h. den allgemeinen, als „gesichert“ geltenden Erkenntnissen aus der Sozialforschung und Entwicklungspsychologie und den auszuwählenden Themen, so dass die Auswahl immer ein kreativ-subjektiver Akt bleibt. Und: die „allgemeinen“ Erkenntnisse können im Einzelfall auch gar nicht zutreffen.

Der empirische Weg: Hier wird ein Thema den Schülern zur Bearbeitung gegeben und beobachtet, wie sie sich damit befassen. Auf dieser Basis sind Schlüsse über die Eignung des Themas zu ziehen. Der Vorteil liegt darin, dass der Forscher Daten aus der konkreten Praxis erzeugt und so dem Kriterium der Überprüfbarkeit von Erkenntnissen genügt. Aber auch hier gibt es Probleme: Das Verfahren ist notwendigerweise reaktiv, d.h. es gibt keinen Aufschluss über die Interessen von Schülern jenseits des Settings, sondern nur innerhalb dieser Grenzen, was die Verallgemeinerbarkeit begrenzt. Und: es bedarf der Einwilligung der Beteiligten und der Genehmigung durch die schulischen Behörden. Wie so oft in der Praxisforschung – und dabei handelt es sich hier – , behilft man sich mit einer Methodenkombination, in die theoretische und empirische Elemente einfließen. Ich wählte ein Thema aufgrund theologischer und didaktischer Überlegungen aus. Dann konnte ich zwei Lehrkräfte, von denen die eine in der 3. und die andere in der 8. Klasse unterrichtet, gewinnen. Ich führte sie in die Grobplanung des Unterrichtssettings ein und überließ ihnen die Feinplanung. Sie führten die Unterrichtssequenzen durch und übergaben mir anschließend die Äußerungen der beteiligten Schüler, die im Rahmen des organisatorisch und rechtlich Möglichen dokumentiert wurden. Ich konnte damit weiterarbeiten und Schlussfolgerungen ziehen.

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