Gedenkabend für Dietrich Bonhoeffer anlässlich seines 80. Todestages am 9. April
(mit Filmvorführung und Diskussion; Ende um 21:30 Uhr)
Datum: Mittwoch, 9. April 2025, 19:00 Uhr
Ort: Saal der Luthergemeinde, Bülowstr. 71-72, 10783 Berlin (gut erreichbar mit U2 bis Station Bülowstraße).
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) – „von guten Mächten“, von Treue und Glaubwürdigkeit
Weitgehend bekannt sind die Worte von Dietrich Bonhoeffer „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag“. Traueranzeigen vermögen mit ihnen Trost zu spenden. Doch was sich hinter diesen Worten von Dietrich Bonhoeffer an Treue, gelebter Glaubwürdigkeit und auch Leid verbirgt, wissen nur wenige Menschen.
Der am 4. Februar 1906 geborene und am 9. April 1945 von den Nazis im KZ Flossenbürg ermordete Theologe und Pfarrer Dietrich Bonhoeffer gehört heute weltweit zu den Märtyrern des 20. Jahrhunderts. Schon als junger Mann erkannte er früh die mit dem Nationalsozialismus heraufziehenden Gefahren. So nahm er bereits im April 1933 in einem Vortrag öffentlich Stellung gegen die Judenverfolgung und gegen den Arierparagraphen, schon weil die Kirche „den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet“ sei, „auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde zugehören.“ Und sieht „die Kirche den Staat in seiner Recht und Ordnung schaffenden Funktion versagen“, dann gälte nicht etwa „nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen.“ Bonhoeffer engagierte sich dementsprechend in dem entscheidenden Kirchenkampf für die Wahrheit des Evangeliums gegen die von der Nazi-Ideologie indoktrinierten „Deutschen Christen“.
Mutig forderte er von seiner Kirche im Jahre 1938, als die Nazis am 9. November die Synagogen in Brand gesetzt hatten: „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen.“ Gemeint hatte er damit, dass Christen nicht in fromme Loblieder zur Ehre Gottes einstimmen dürfen, wenn sie dabei schweigen, was jüdischen Mitbürgern an Unrecht und Leid geschieht.
So schloss sich Bonhoeffer ab etwa 1938 im Widerstand gegen Hitler dem Kreis um Wilhelm Franz Canaris an, in welchem viele Fäden des Widerstandes zusammenliefen. Er wurde als „V-Mann“ (zur besonderen Verwendung) eingesetzt, um der Gefahr zu entgehen, zum Militärdienst eingezogen zu werden. Damit konnte er offiziell und zum Schein seine Auslandsbeziehungen für die Spionageabwehr zur Verfügung stellen, die er aber in Wirklichkeit für den Widerstand einsetzte. Er reiste in die Schweiz (mit Besuch bei Karl Barth), nach Norwegen, Schweden und nach Rom. Dabei erhielt er den Auftrag, das Verhalten der Amerikaner und Engländer im Falle eines erfolgreichen Putsches zu erkunden.
Bonhoeffers konspirative Arbeit wurde entdeckt und am 5. April 1943 verhaftete ihn die Gestapo und brachte ihn zunächst in das Gefängnis in Tegel. Am 8. Oktober 1944 überstellte ihn die Gestapo in den Keller ihrer damaligen Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße. Hier entstanden wie als Bonhoeffers letzter Weihnachtsgruß und Vermächtnis die Verse „von den guten Mächten“. Darin spricht er gar nicht religiös. Die „guten Mächte“ sind ihm seine Braut Maria, die Eltern, die Freunde, ihm nahestehende Menschen, gute Gedanken, Bibelworte, längst vergangene Gespräche, Musikstücke, Bücher.
Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer auf ausdrücklichen Befehl Adolf Hitlers als einer der letzten NS-Gegner, die mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 in Verbindung gebracht wurden, am Galgen hingerichtet. Er wurde nur 39 Jahre alt.
Der Gedenkabend für Dietrich Bonhoeffer möchte auch der Frage nachgehen, was heute Treue, Mut und Glaubwürdigkeit angesichts eines wieder erstarkenden Antijudaismus bedeuten und wobei uns Bonhoeffer Vorbild sein kann.
Rolf-Joachim Erler-McLean