Der Mensch, der allein von seinen guten Vorsätzen leben
will, merkt gar nicht, woher diese eigentlich kommen.
Da gilt es scharf hinzusehen. Unsere sogenannten guten
Vorsätze sind ja nichts als Angstprodukte eines schwachen
Herzens, das sich vor allerlei Schlechtigkeiten, Sünden fürchtet
und sich nun mit sehr menschlichen Waffen rüstet, um gegen
diese Gewalten anzugehen. Wer aber Angst hat vor der Sünde,
der ist schon mitten drin. Die Angst ist das Netz, das uns der
Böse überwirft, damit wir uns verstricken und alsbald zu Fall
kommen. Wer Angst hat ist schon gefallen. Wen auf einer
schwierigen Bergbesteigung plötzlich die Angst überfällt, der
strauchelt gewiß. Also mit solchen ängstlichen guten Vorsätzen
ist es nichts. So kommen wir bestimmt zu keinem neuen
Anfang.
Wie finden wir einen neuen Anfang? … »Wer seine Hand an
den Pflug legt … (Lukas 9, 62); nicht zurück, aber auch nicht in
unübersehbare Fernen schaut der Mann, der den Pflug führt,
sondern auf den nächsten Schritt, den er tun muß. Rückblicke
sind keine christliche Sache. Laß dahinten Angst, Kummer,
Schuld. Du aber sieh auf den, der dir einen neuen Anfang
gegeben.
Quelle:
London 1933-1935, DBW Band 13,
Seite 345 f