Das erste Zeichen

Die Hochzeit zu Kana (Johannes 8, 1-11) berichtet von dem
»ersten Zeichen, das Jesus tat« zur Offenbarung seiner
Herrlichkeit, einem höchst wunderbaren und für unsere
Begriffe fast unnötigen Zeichen seiner göttlichen Herrlichkeit
angesichts eines so geringen Anlasses. Aber das Entscheidende
ist, daß auch dieses Zeichen der göttlichen Macht Jesu verborgen
bleibt vor den Gästen, dem Speisemeister, dem Bräutigam
der Hochzeit, daß es vielmehr allein dem Glauben der Jünger
dient. Jesus will sich nicht durch magische Wunder die Anerkennung
als Sohn Gottes erzwingen, sondern er will als solcher
geglaubt sein. »Seine Jünger glaubten an ihn.« Die Herrlichkeit
Jesu ist verborgen in seiner Niedrigkeit und wird allein im
Glauben geschaut. Hier schließt sich der Inhalt des Epiphaniasfestes
doch wieder eng mit der Weihnachtsgeschichte zusammen,
so daß es verständlich wird, daß der Epiphaniastag einst
zugleich die Erscheinung dessen war, der »keine Gestalt noch
Schöne hatte« (Jesaja 53, 2). Damit weist Epiphanias auf die Zeit
hin, die nun im Kirchenjahr folgt, auf die Passion.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 547f

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