Nur der Glaube kann sorglos schlafen

Als die Jünger ins Schiff stiegen (Matthäus 8, 23 ff), da schienen
sie ganz sicher zu sein, sie schienen keine Furcht zu
haben. Warum waren sie sicher? Sie sahen auf den schönen
glatten See und waren ganz ruhig und sorglos. Aber mit zunehmendem
Wind und Wellenschlag verlor sich ihre Ruhe und
wuchs die Furcht. Von Jesus wird erzählt, daß er schlief. Nur der
Glaube kann sorglos schlafen – darum ist der Schlaf eine Erinnerung
an das Paradies – der Glaube hat seine Sicherheit allein
in Gott. Die Jünger konnten nicht schlafen, ihre Sicherheit war
dahin, sie hatten allen Halt verloren, es war die falsche Sicherheit
gewesen, sie war nur ein anderes Gewand der Furcht. Solche
Sicherheit überwindet die Furcht nicht – sie ist bald gebrochen,
das tut allein der Glaube, der alle falschen Sicherheiten
hinter sich läßt, stürzen und brechen läßt. Der Glaube, der
nicht an sich selbst, nicht an das günstige Meer, an die Gunst
der Verhältnisse, nicht an die eigene Kraft, nicht an anderer
Menschenkraft, sondern allein ganz allein an Gott glaubt, ob es
stürmt oder nicht, der einzige Glaube, der nicht Aberglaube ist,
der nicht wieder in die Furcht führt, sondern der frei macht von
der Furcht.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Berlin 1932-1933
, DBW Band 12, Seite 446

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