Das Böse im Paradies

Das Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen (1 Mose 3, 1-3),
das von Adam als Gnade gehört worden war, wird zum
Gesetz, das Zorn anrichtet beim Menschen und bei Gott, … die
Schlange, ein Geschöpf Gottes unter anderem, wird selbst zum
Werkzeug des Bösen. … Das für die biblische Erzählung Charakteristische
und Wesentliche ist, daß das ganze Geschehen
sich in der von Gott geschaffenen Welt abspielt und daß gerade
keine »Teufel aus der Maschine« in Bewegung gesetzt werden,
um dieses unbegreifliche Geschehen verständlich zu machen
und zu dramatisieren. … Die Bibel will nicht über den Ursprung
des Bösen Auskunft geben, sondern von seinem Charakter
als Schuld und als unendliche Belastung des Menschen
zeugen. … Ich habe als das Geschöpf Gottes das ganz Widergöttliche,
Böse getan, und das dies eben darum Schuld und
eben darum unentschuldbare Schuld sei. Es wird darum nie
möglich sein, sich einfach auf den Teufel, der einen verführt
hat zu berufen, sondern dieser Teufel wird immer gerade dort
sein, wo ich als Geschöpf Gottes in Gottes Welt hätte leben
sollen und nicht leben wollte. Es bleibt dann freilich ebenso
unmöglich, die Schöpfung als unvollkommen anzuklagen und
für mein Böses verantwortlich zu machen.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Schöpfung und Fall
, DBW Band 3, Seite 96 f

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