Die tägliche Führung

Gottes Gebot kann nicht zeit- und ortlos gefunden und gewußt,
sondern nur in der Bindung an Ort und Zeit gehört
werden. Gottes Gebot ist entweder bestimmt, klar, konkret bis
ins Letzte oder es ist nicht Gottes Gebot. …
Gottes Gebot als das in Jesus Christus geoffenbarte ist immer
ein konkretes Reden zu jemandem, niemals ein abstraktes Reden
über etwas oder jemanden. Es ist immer Anrede, Beanspruchung
und das in so umfassender und zugleich bestimmender
Weise, daß es ihr gegenüber nicht mehr die Freiheit der Auslegung
und der Anwendung, sondern nur noch die Freiheit des
Gehorsams oder des Ungehorsams gibt.
Gottes in Jesus Christus geoffenbartes Gebot umfaßt das Ganze
des Lebens, Es bewacht nicht nur wie das Ethische die unüberschreitbaren
Grenzen des Lebens, sondern es ist zugleich die
Mitte und Fülle des Lebens. Es ist nicht nur Sollen, sondern
auch Erlauben, es verbietet nicht nur, sondern es befreit zum
echten Leben, es befreit zum unreflektierten Tun. Es unterbricht
nicht nur den Lebensvorgang dort wo er sich verfehlt,
sondern es begleitet und führt ihn, ohne daß das immer ins
Bewußtsein erhoben werden müßte. Gottes Gebot wird zur
täglichen göttlichen Führung unseres Lebens.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Ethik
, DBW Band 6, Seite 382, 384

Gedanken zum 4. Februar

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

ibg