Gottes Gebote können nicht zerbrechen

Zuschanden werden ist das Gegenteil von Seligkeit
(Psalm 119, 6). Zuschanden wird mein Leben, wenn das,
worauf ich mich verließ, zerbricht. Denn nun habe ich nichts
mehr, was meinem Leben Sinn und Recht gibt, nichts, worauf
ich mich berufen könnte. Mein Leben wird zum Spott und mir
selbst zur Beschämung. Ich verließ mich auf meine Kraft. …
Wenn mein Blick in der Welt nicht Menschen, Ehren und
Güter, sondern allein Gottes Gebote sucht, dann werde ich
nicht zuschanden; denn Gottes Gebote können nicht zerbrechen,
weil Gott selbst sie festhält und mit ihnen jeden, der auf
sie schaut. … Auf Gottes Gebote schaue ich, wenn ich meine
Entscheidungen nicht von anderen Menschen aber auch nicht
von meinen eigenen Gedanken oder Erfahrungen bestimmen
lasse, sondern wenn ich immer neu, auch gegen meine frommen
Gedanken und Erfahrungen, danach frage, was Gott mir
befiehlt. Auch mit meinen frömmsten Entscheidungen und
Wegen kann ich zuschanden werden, niemals aber mit Gottes
Gebot. … Aber es bedarf ernstlicher Aufmerksamkeit unermüdlichen
Fragens und Lernens, um das rechte Gebot zu vernehmen
und um so die unerschöpfliche Güte Gottes in allen
seinen Geboten zu erkennen.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 512 f

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