Der Name »Gott«

Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen,
denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen,
der seinen Namen mißbraucht« (2 Mose 20, 7).
»Gott« ist für uns nicht ein allgemeiner Begriff, mit dem wir
das denkbar Höchste, Heiligste, Mächtigste bezeichnen, sondern
»Gott« ist ein Name. Es ist etwas ganz anderes, wenn
Heiden »Gott« sagen, als wenn wir, zu denen Gott selbst gesprochen
hat, »Gott« sagen. Gott ist für uns unser Gott, der
Herr, der Lebendige. »Gott« ist ein Name und dieser Name ist
das größte Heiligtum das wir besitzen; denn wir haben in ihm
nicht irgendetwas Selbsterdachtes, sondern Gott selbst in seinem
ganzen Wesen, in seiner Offenbarung. Wenn wir »Gott«
sagen dürfen, so allein darum, weil Gott sich in unbegreiflicher
Gnade uns zu erkennen gegeben hat. Wenn wir Gott sagen, so
hören wir ihn gleichsam selbst zu uns sprechen, uns rufen,
trösten, uns gebieten; wir spüren ihn an uns handeln, schaffend,
richtend, erneuernd. »Wir danken Dir, Gott, daß Dein
Name so nahe ist« (Psalm 45, 2). »Der Name des Herrn ist ein
festes Schloß. Der Gerechte läuft dahin und wird beschirmt«
(Sprüche 18, 10). Das Wort »Gott« ist garnichts, der Name »Gott«
ist alles.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Konspiration und Haft 1940-1945
, DBW Band 16, Seite 666 f

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