Der Psalter, das stellvertretende Gebet Christi

Der Mensch Jesus Christus, dem keine Not, keine Krankheit,
kein Leid fremd ist und der doch der ganz Unschuldige
und Gerechte war, betet im Psalter durch den Mund seiner
Gemeinde. Der Psalter ist das Gebetbuch Jesu Christi im
eigentlichsten Sinne. Er hat den Psalter gebetet, nun ist er Sein
Gebet geworden für alle Zeiten. Wird es jetzt begreiflich, wie
der Psalter zugleich Gebet zu Gott und doch Gottes eigenes
Wort sein kann, eben weil der betende Christus uns hier begegnet?
Jesus Christus betet den Psalter in seiner Gemeinde. Seine
Gemeinde betet auch, ja, auch der Einzelne betet, aber er betet
eben sofern Christus in ihm betet, er betet hier nicht im eigenen
Namen, sondern im Namen Jesu Christi. Er betet nicht aus
dem natürlichen Verlangen seines eigenen Herzens, sondern er
betet aus der angenommenen Menschheit Christi, er betet auf
Grund des Gebetes des Menschen Jesus Christus. Damit aber
hat sein Gebet allein die Verheißung der Erhörung gefunden.
… Christus ist hier Fürbitter geworden. Der Psalter ist das
stellvertretende Gebet Christi für seine Gemeinde.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Gemeinsames Leben/Das Gebetbuch der Bibel
, DBW Band 5, Seite 39 f

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