Das Ach unserer Wünsche und das Ach des Gebetes ist
zweierlei; jenes kommt aus unserer Not, wie wir sie selbst
verstehen, dieses aus unserer Not, wie sie uns Gott zu sehen
gelehrt hat; jenes ist anspruchsvoll oder verzweifelt, dieses ist
demütig und zuversichtlich. Selbst das rechte Ach können wir
nicht aus unserm eigenen Herzen hervorbringen. Gott muß es
uns durch den Heiligen Geist rufen lehren. Im rechten Ach ist
das Unaussprechliche unserer tiefen Not vor Gott zusammengefaßt,
es ist das »unaussprechliche Seufzen« des Heiligen
Geistes, der uns vor Gott vertritt (Römer 8, 26). Dieses rechte
Seufzen aber bleibt Gott nicht verborgen (Psalm 38, 10).
Unsere Wünsche richten sich auf eine Besserung der Welt, unser
Gebet fängt bei uns selbst an. Wie sehnlich verlangen wir
oft danach, daß die Menschen anders würden, daß das Böse in
der Welt ein Ende hätte und neue Gerechtigkeit einzöge. Aber
mit alledem richten wir nichts aus. Alle Umkehr und Erneuerung
muß bei mir selbst anfangen.
»Ach, daß mein Weg gerichtet wäre auf das Halten deiner
Satzungen« (Psalm 119, 5). Das ist ein Gebet, das Verheißung hat.
»Der Faule stirbt über seinem Wünschen; denn seine Hände
wollen nichts tun« (Sprüche 21, 25).
Hier aber gibt es alle Hände voll zu tun. Dieses Gebet führt
unverzüglich zur Tat, und zwar dort, wo sie am nötigsten ist,
bei mir selbst.
Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940, DBW Band 15,
Seite 510 f