Ein Dank an Gott, der nicht aus gehorsamem Herzen
kommt (Psalm 119, 7), ist Heuchelei und Vermessenheit.
Nur wo Gottes offenbares Wort das Herz bezwungen hat, das es
ihm gehorchen will, kann es Gott für irdische und himmliche
Gaben danken. … Das Danken der Welt meint zuletzt immer
sich selbst; Man sucht durch den Dank nur noch die höhere
Bestätigung und Weihe des eigenen Glückes. Der abgestattete
Dank vermittelt die Befriedigung, nunmehr die empfangenen
Gaben als rechtmäßigen Besitz zu empfinden. Es gibt aber auch
unter den Frommen ein unerlaubtes Danken; auch der Pharisäer
dankte Gott und sündigte (Lukas 18, 11); denn er sah in
seinem Danken nur sich selbst und empfing die Gabe nicht in
Demut, sondern mißbrauchte sie gegen seinen Nächsten. So
konnte er nicht »aus aufrichtigem Herzen« danken, sonst hätte
er im Danken sich selbst vergessen; sonst hätte er sich nicht als
einen hingestellt, der vor Gott schon etwas aufzuweisen hat,
sondern wie unser Psalmbeter als einen, der erst »im Lernen der
Forderungen der Gerechtigkeit« begriffen ist. … Ich danke
Gott, weil ich seine Forderungen kenne und sie lernen will,
aber ich danke ihm als einer, der eben noch ganz im Lernen
steht, dem es gemessen an den Forderungen der Gerechtigkeit
Gottes noch an allem fehlt.
Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940, DBW Band 15,
Seite 513 f