Dankbarkeit

Dankbarkeit entspringt nicht aus dem eigenen Vermögen
des menschlichen Herzens, sondern nur aus dem Worte
Gottes. Dankbarkeit muß darum gelernt und geübt werden. …
Dankbarkeit sucht über der Gabe den Geber. Sie entsteht an
der Liebe, die sie empfängt. …
Dankbarkeit ist demütig genug, sich etwas schenken zu lassen.
Der Stolze nimmt nur, was ihm zukommt. Er weigert sich, ein
Geschenk zu empfangen. …
Dem Dankbaren wird alles zum Geschenk, weil er weiß, daß es
für ihn überhaupt kein verdientes Gut gibt. …
In der Dankbarkeit gewinne ich das rechte Verhältnis zu meiner
Vergangenheit, in ihr wird das Vergangene fruchtbar für die
Gegenwart. Ohne die Dankbarkeit versinkt meine Vergangenheit
ins Dunkle, Rätselhafte ins Nichts. Um meine Vergangenheit
nicht zu verlieren, sondern sie ganz wiederzugewinnen,
muß allerdings zur Dankbarkeit die Reue treten. In und Reue schließt sich mein Leben zur Einheit zusammen.
… Undankbarkeit beginnt mit dem Vergessen, aus dem Vergessen
folgt Gleichgültigkeit, aus der Gleichgültigkeit Unzufriedenheit,
aus der Unzufriedenheit Verzweiflung, aus der Verzweiflung
der Fluch.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Konspiration und Haft 1940-1945
, DBW Band 16, Seite 490, 491, 492, 493

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