Schweigen

Wir schweigen am frühen Morgen des Tages, weil Gott das
erste Wort haben soll und wir schweigen vor dem
Schlafengehen, weil Gott auch das letzte Wort gehört. Wir
schweigen allein um des Wortes willen, also gerade nicht, um
dem Wort Unehre zu tun, sondern um es recht zu ehren und
aufzunehmen. Schweigen heißt schließlich nichts anderes als
auf Gottes Wort warten und von Gottes Wort gesegnet herkommen.
… Es wird aber das Schweigen vor dem Wort sich
auswirken auf den ganzen Tag. Haben wir vor dem Wort
schweigen gelernt, so werden wir mit Schweigen und Reden
auch am Tag haushalten lernen. Es gibt ein unerlaubtes, selbstgefälliges,
ein hochmütiges, ein beleidigendes Schweigen.
Schon daraus geht hervor, daß es niemals um das Schweigen an
sich gehen kann. Das Schweigen des Christen ist hörendes
Schweigen, demütiges Schweigen, das um der Demut willen
auch jederzeit durchbrochen werden kann. Es ist das in Verbindung mit dem Wort. … Es liegt im Stillesein eine
wunderbare Macht der Klärung, der Reinigung, der Sammlung
auf das Wesentliche. Das ist schon eine rein profane Tatsache.
Das Schweigen vor dem Wort aber führt zum rechten Hören
und damit auch zum rechten Reden des Wortes Gottes zur
rechten Stunde. Viel Unnötiges bleibt ungesagt.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Gemeinsames Leben/Das Gebetbuch der Bibel
, DBW Band 5, Seite 68

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