Meditation

Es ist nicht nötig, daß wir in der Meditation darum bemüht
sind, in Worten zu denken und zu beten. Das schweigende
Denken und Beten, das nur aus dem Hören kommt, kann oftmals
förderlicher sein. Es ist nicht nötig, daß wir in der neue Gedanken finden. Das lenkt uns oft nur ab und befriedigt
unsere Eitelkeit. Es genügt vollkommen, wenn das
Wort, wie wir es lesen und verstehen, in uns eindringt und bei
uns Wohnung macht. Wie Maria das Wort der Hirten »in ihrem
Herzen bewegte«, wie uns das Wort eines Menschen oft
lange Zeit nachgeht, in uns wohnt, arbeitet, uns beschäftigt,
beunruhigt oder beglückt, ohne daß wir etwas dazu tun könnten,
so will Gottes Wort in der Meditation in uns eingehen und
bei uns bleiben, es will uns bewegen, in uns arbeiten. … Es ist
vor allem nicht nötig, daß wir bei der Meditation irgendwelche
unerwarteten, außergewöhnlichen Erfahrungen machen. Das
kann so sein, ist es aber nicht so, so ist das kein Zeichen einer
vergeblichen Meditationszeit. Es wird sich immer wieder eine
große innerliche Dürre und Gleichgültigkeit bei uns bemerkbar
machen, eine Unlust, ja Unfähigkeit zur Meditation. Wir dürfen
dann an solchen Erfahrungen nicht hängen bleiben. Wir
dürfen uns durch sie vor allem nicht davon abbringen lassen,
mit großer Geduld und Treue unsere Meditationszeit nun gerade
einzuhalten.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Gemeinsames Leben/Das Gebetbuch der Bibel
, DBW Band 5, Seite 71

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