Keine Zeit verlieren

Die Ernte ist groß!« (Matthäus 9, 37 f) Sie ist reif, daß sie eingebracht
werde in die Scheunen. Die Stunde ist gekommen,
daß diese Armen und Elenden heimgebracht werden ins Reich
Gottes. Jesus sieht über den Massen des Volkes die Verheißung
Gottes anbrechen. Die Schriftgelehrten und Gesetzeseiferer
sahen hier nur ein zertretenes, verbranntes, zerschlagenes Feld.
Jesus sieht das Reife, wogende Ährenfeld für Gottes Reich.
Die Ernte ist groß! Sein Erbarmen allein sieht das! Nun ist
keine Zeit zu verlieren. Erntearbeit leidet keinen Verzug. ›Aber
wenige sind der Arbeiter‹. Ist das ein Wunder, da ja so wenigen
dieser barmherzige Blick Jesu geschenkt ist? Wer könnte auch
in diese Arbeit eintreten als der, der am Herzen Anteil gewonnen
hat, der durch ihn sehende Augen empfangen hat? Jesus
sucht Hilfe. Er kann das Werk nicht allein tun. Wer sind die
Mitarbeiter, die ihm helfen? Gott allein kennt sie und muß sie
seinem Sohn geben. Wer dürfte sich auch von sich aus dazu
anbieten, Jesu Helfer zu sein? Selbst die Jünger dürfen es nicht.
Sie sollen den Herrn der Ernte bitten, Arbeiter zu senden zur
rechten Stunde; denn es ist Zeit.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Nachfolge
, DBW Band 4, Seite 195 f

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