Mitten unter Feinden

Unser Herz steht immer darauf nur unter den Freunden,
unter den Gerechten und Ehrbaren zu bleiben. Aber Jesus
Christus war mitten unter seinen Feinden. Gerade dort wollte
er sein. Dort sollen wir auch sein. Das unterscheidet uns von
allen anderen Sekten und Religionen. Da wollen die Frommen
unter sich sein. Christus aber will, daß wir mitten unter unsern
Feinden seien, wie er war; mitten unter seinen Feinden starb er
den Tod der Liebe Gottes und betete: Vater vergib ihnen, denn
sie wissen nicht, was sie tun (Lukas 23, 34). Unter Feinden will
Christus seinen Sieg erringen. Darum zieht euch nicht zurück,
sondert euch nicht ab, sondern »sinnt auf Gutes« gegen jedermann,
schaffet Frieden, soviel an euch ist, mit allen Menschen.
(Römer 12, 18). … Euer Herz soll immer des Friedens voll sein.
Heißt das, daß wir auch das Wort Gottes verschweigen sollen
um des lieben Friedens willen? Niemals – aber gibt es denn ein
friedvolleres Wort und Werk als die Predigt von dem Frieden
den Gott mit seiner Welt, mit seinen Menschen gemacht hat?
»Soviel an euch ist« – eines ist nicht an euch, nämlich Gottes
Wort zu verschweigen – aber es ist an euch es zum Frieden zu
sagen, zum Frieden der Menschen mit Gott zu sagen, mitten in
einer zerrissenen, entzweiten Menschenwelt. Jesus machte Frieden
mit uns, als wir Feinde waren (Römer 5, 10). Diesen Frieden
laßt uns bezeugen vor jedermann!

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 467

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