Das Zeichen Kains

Mit Kain erst hebt die Geschichte an, die Geschichte des
Todes. Der auf den Tod hin erhaltene und am Durst
nach dem Leben sich verzehrender Adam zeugt Kain, den
Mörder. Das ist das Neue in Kain, dem Sohn Adams, daß er
selbst wie Gott sich am Leben des Menschen vergreift. Der
Mensch, der nicht vom Baum des Lebens essen darf, greift um
so gieriger nach der Frucht des Todes, der Vernichtung des
Lebens. Nur der Schöpfer kann Leben vernichten, Kain maßt
sich dies letzte Schöpferrecht an und wird zum Mörder. … Die
Geschichte des Todes steht unter dem Zeichen Kains. Christus
am Kreuz, der gemordete Sohn Gottes, das ist das Ende der
Geschichte Kains, und damit das Ende der Geschichte überhaupt.
Das ist der letzte verzweifelte Ansturm auf das Tor des
Paradieses. Und unter dem hauenden Schwert, unter dem
Kreuz stirbt das Menschengeschlecht. Aber Christus lebt.
Der Stamm des Kreuzes wird zum Holze des Lebens, und mitten
in der Welt ist nun aufs neue auf dem verfluchten Acker das
Leben aufgerichtet.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Schöpfung und Fall
, DBW Band 3, Seite 135

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