Wo alle an Gott irre werden

Christus geht durch das Kreuz, nur durch das Kreuz zum
Leben, zur Auferstehung, zum Sieg? Das ist ja das wunderbare
und viele Menschen so abschreckende Thema der Bibel,
daß das einzig sichtbare Zeichen Gottes in der Welt das Kreuz
ist. Christus wird nicht herrlich von der Erde zum Himmel entrückt,
sondern er muß ans Kreuz. Und eben dort, wo das Kreuz
steht, ist die Auferstehung nah. Eben dort, wo alle an Gott irre
werden, wo alle an Gottes Macht verzweifeln, da ist Gott ganz,
da ist Christus lebendig nahe. Wo es auf des Messers Schneide
steht, ob man abtrünnig wird oder treu bleibt, dort ist Gott, ist
Christus ganz. Wo die Macht der Finsternis das Licht Gottes
vergewaltigen will, dort triumphiert Gott und richtet die
Finsternis. So ist es nun auch, wenn Christus an den Tag
denkt, der seiner Gemeinde bevorsteht (Matthäus 24, 6-14).
Seine Jünger fragen ihn nach dem Zeichen seines Wiederkommens
nach seinem Tode. Dies ist nicht ein einmaliges Wiederkommen,
sondern ein ewiges Wiederkommen. Die Endzeit in
der Bibel ist die ganze Zeit und jeder Tag zwischen Tod Christi
und Weltgericht. Ja, so ernst, so entscheidungsvoll sieht das
Neue Testament den Tod Christi.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Ökumene, Universität, Pfarramt 1931-1932
, DBW Band 11, Seite 403

Gedanken zum 1. April

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

ibg