Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist« (Lukas 23, 46),
betet Jesus laut. »Es ist vollbracht«, damit neigt er sein
Haupt und stirbt (Johannes 19, 30). Es war alles so gekommen, wie
es kommen mußte. In Erniedrigung, Schmach und Schande
war die Liebe Gottes auf der Erde erschienen, am Kreuze schlug
Gottes Zorn seinen eigenen Sohn für die Schlechtigkeit der
Welt, oder die Schlechtigkeit der Welt hatte den Sohn ans
Kreuz geschlagen. Wir wollen am Karfreitag nicht gleich daran
denken, daß mit Ostern den Dingen eine neue Wendung gegeben
wurde. Wir wollen daran denken, wie die Jünger mit dem
Tode Jesu alle Hoffnung zerschlagen sahen. Zerstreut voneinander,
in hoffnungsloser Traurigkeit grübelten sie dem nach, was
geschehen war. Nur wenn wir den Tod Jesu genauso ernst nehmen
können wie sie, verstehen wir recht, was die Auferstehungsbotschaft
zu bringen vermag.
Quelle:
Jugend und Studium 1918-1927, DBW Band 9,
Seite 577