Die Versöhnung der Welt mit Gott

Wer Jesus Christus ansieht, sieht in der Tat Gott und die
Welt in einem, er kann fortan Gott nicht mehr sehen
ohne die Welt und die Welt nicht mehr ohne Gott. Ecce
homo – sehet welch ein Mensch! In ihm geschah die Versöhnung
der Welt mit Gott. Nicht durch Zertrümmerung, sondern
durch Versöhnung wird die Welt überwunden. Nicht Ideale,
Programme, nicht Gewissen, Pflicht, Verantwortung, Tugend,
sondern ganz allein die vollkommene Liebe Gottes vermag der
Wirklichkeit zu begegnen und sie zu überwinden. Es ist nicht
eine allgemeine Liebesidee, sondern die wirklich gelebte Liebe
Gottes in Jesus Christus, die das vollbringt. Diese Liebe Gottes
zur Welt zieht sich nicht aus der Wirklichkeit zurück in weltentrückte
edle Seelen, sondern sie erfährt und erleidet die
Wirklichkeit der Welt aufs härteste. Am Leibe Jesu Christi tobt
sich die Welt aus. Der Gemarterte aber vergibt der Welt ihre
Sünde. So geschieht die Versöhnung. Ecce homo.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Ethik
, DBW Band 6, Seite 69

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