Der neue Mensch und die neue Welt

Das Wunder der Auferstehung Christi hebt die Vergötzung
des Todes, wie sie unter uns herrscht, aus den Angeln. Wo
der Tod das Letzte ist, dort verbindet sich die Furcht vor ihm
mit dem Trotz. Wo der Tod das Letzte ist, dort ist das irdische
Leben alles oder nichts. … Die Radikalität des Ja und des Nein
zum irdischen Leben offenbart, das nur der Tod etwas gilt. Alles
erraffen oder Alles wegwerfen, das ist die Haltung dessen, der
fanatisch an den Tod glaubt. Wo aber erkannt wird, daß die
Macht des Todes gebrochen ist, wo das Wunder der Auferstehung
und des neuen Lebens mitten in die Todeswelt hineinleuchtet,
dort verlangt man vom Leben keine Ewigkeiten, dort
nimmt man vom Leben, was es gibt, nicht Alles oder Nichts,
sondern Gutes und Böses, Wichtiges und Unwichtiges, Freude
und Schmerz, dort hält man das Leben nicht krampfhaft fest,
aber man wirft es auch nicht leichtsinnig fort, dort begnügt
man sich mit der bemessenen Zeit und spricht nicht irdischen
Dingen Ewigkeit zu, dort läßt man dem Tod das begrenzte
Recht, was er noch hat. Den neuen Menschen und die neue
Welt aber erwartet man allein von jenseits des Todes her, von
der Macht, die den Tod überwunden hat. Der auferstandene
Christus trägt die neue Menschheit in sich, das letzte herrliche
Ja Gottes zum neuen Menschen.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Ethik
, DBW Band 6, Seite 78f

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