Christus bleibt der einzige Gestalter

Nicht christliche Menschen gestalten mit ihren Ideen
die Welt, sondern Christus gestaltet die Menschen zur
Gleichgestalt mit ihm. Wie aber die Gestalt Christi dort verkannt
wird, wo er wesentlich als der Lehrer für ein frommes
und gutes Leben verstanden wird, so wäre auch die Gestaltung
des Menschen falsch verstanden, wo man in ihr nur die Anweisung
zu einem frommen und guten Leben sähen. Christus ist
der Menschgewordene, der Gekreuzigte und der Auferstandene,
als den ihn der christliche Glaube bekennt. In seine Gestalt
verwandelt zu werden, ist der Sinn der Gestaltung von der die
Bibel spricht. Gleichgestaltet mit dem Menschgewordenen –
das heißt wirklicher Mensch sein. Der Mensch soll und darf
Mensch sein. Alles Übermenschentum, alles bemühen über
den Menschen in sich hinauszuwachsen, alles Heroentum, alles
halbgöttliche Wesen fällt hier vom Menschen ab; denn es ist
unwahr. Der wirkliche Mensch ist weder ein Gegenstand der
Verachtung noch der Vergötterung, sondern ein Gegenstand
der Liebe Gottes.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Ethik
, DBW Band 6, Seite 81

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