Der Begriff der Freiheit ist auch in der deutschen Geistesgeschichte
ein hohes Gut (Idealismus). Aber er bedarf der
näheren Bestimmung. Das Freisein von etwas erfährt seine Erfüllung
erst in dem Freisein für etwas. Freisein allein um des
Freiseins willen aber führt zur Anarchie. Freiheit bedeutet biblisch:
Frei sein für den Dienst an Gott und am Nächsten, Freisein
für den Gehorsam gegen die Gebote Gottes. Das setzt voraus:
Freisein von jedem inneren und äußeren Zwang, der uns an
diesem Dienst hindert. Freiheit bedeutet also nicht Auflösung
aller Autorität, sondern es bedeutet: leben innerhalb der durch
Gottes Wort geordneten und begrenzten Autoritäten und Bindungen.
Die Frage der individuellen Freiheiten, wie die Redefreiheit,
Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit etc. ist erst in diesem
übergeordneten Zusammenhang zu beantworten. Es kommt
darauf an, wieweit diese Freiheiten notwendig und geeignet
sind, die Freiheit des Lebens nach den Geboten Gottes zu fördern
und sicherzustellen. Freiheit ist eben nicht in erster Linie
ein individuelles Recht, sondern eine Verantwortung, Freiheit ist
nicht in erster Linie ausgerichtet am Individuum, sondern am
Nächsten.
Quelle:
Konspiration und Haft 1940-1945, DBW Band 16,
Seite 540