Vergeltet nicht Böses mit Bösem

Erhebe deine Hand nicht zum Schlag, öffne deinen Mund
nicht im Zorn, sondern sei still. Was kann denn der dir
schaden, der dir Böses antut. Nicht dir schadet es, aber ihm
schadet es. Unrechtleiden schadet keinem Christen. Aber
Unrecht tun schadet. Nur eines will ja der Böse bei dir erreichen,
nämlich, daß du auch böse wirst. Aber damit hätte er ja
gesiegt. Darum vergilt nicht Böses mit Bösem. Du schadest
damit nicht dem, sondern dir selbst. Nicht du bist in Gefahr,
wenn dir Böses geschieht, aber der andre ist in Gefahr, der dir
Böses tut und er kommt darin um, wenn du ihm nicht hilfst.
Darum um des anderen willen und um deiner Verantwortung
für ihn – vergilt nicht Böses mit Bösem. …
Wie geschieht das: nicht dadurch, daß wir dem Bösen des anderen
Nahrung geben an unserm Bösen, dem Haß des anderen an
unserm Haß, sondern dadurch daß das Böse ins Leere stößt und
nichts findet, woran es sich entzünden kann. Wie überwinden
wir das Böse? Indem wir es vergeben ohne Ende. Wie geschieht
das? Indem wir den Feind sehen als den, der er in Wahrheit ist,
als den, für den Christus starb, den Christus liebt.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 466, 469f

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