Von der Liebe Gottes zur Welt zu reden (Johannes 3, 16), bereitet
dem, der nicht in Formeln stecken bleiben will, heute
nicht geringe Schwierigkeiten. Es ist ja deutlich genug, daß
Gottes Liebe zur Welt nicht darin besteht, daß er den Kriegen
ein Ende macht, daß er Armut, Not, Verfolgungen, Katastrophen
aller Art von uns nimmt; gerade darin aber sind wir gewohnt
Gottes Liebe zu suchen, und wir finden sie nicht. Jedoch
so schwer es uns wird und so tief es uns erschüttert, daß Gottes
Liebe sich so vor der Welt verbirgt, so dürfen wir gerade in solchen
Zeiten dafür besonders dankbar werden, daß wir Gottes
Liebe nicht mehr dort zu suchen brauchen, wo sie für uns nicht
da ist, sondern daß sie uns umso klarer dort leuchtet, wo wir sie
allein finden sollen: in Jesus Christus. Gottes Liebe zu uns soll
allein in ihm gefunden werden. Wenn Gott die Welt, die ganze
abgefallene Kreatur geliebt hat, dann hat er uns keinen Vorzug
vor Anderen gegeben, er hat meinen schlimmsten Feind nicht
weniger geliebt als mich, Jesus Christus ist für seine und unsere
Feinde gestorben.
Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940, DBW Band 15,
Seite 572