Nachfolge ist Bindung an Christus; weil Christus ist, darum
muß Nachfolge sein. Eine Idee von Christus, ein Lehrsystem,
eine allgemeine religiöse Erkenntnis von der Gnade
oder Sündenvergebung macht Nachfolge nicht notwendig, ja
schließt sie in Wahrheit aus, ist der Nachfolge feindlich. Zu
einer Idee tritt man in ein Verhältnis der Erkenntnis, der Begeisterung,
vielleicht auch der Verwirklichung, aber niemals
der persönlichen gehorsamen Nachfolge. Ein Christentum
ohne den lebendigen Jesus Christus bleibt notwendig ein
Christentum ohne Nachfolge, und ein Christentum ohne
Nachfolge ist immer ein Christentum ohne Jesus Christus; es
ist Idee, Mythos. Ein Christentum, in dem es nur den Vatergott,
aber nicht Christus als lebendigen Sohn gibt, hebt die
Nachfolge geradezu auf. Hier gibt es Gottvertrauen, aber nicht
Nachfolge. Allein weil der Sohn Gottes Mensch wurde, weil er
Mittler ist, ist Nachfolge das rechte Verhältnis zu ihm. Nachfolge
ist gebunden an den Mittler, und wo von Nachfolge recht
gesprochen wird, dort wird von dem Mittler Jesus Christus, dem
Sohn Gottes gesprochen. Nur der Mittler, der Gottmensch
kann in die Nachfolge rufen. Nachfolge ohne Jesus Christus ist
Eigenwahl eines vielleicht idealen Weges, vielleicht eines
Märtyrerweges, aber sie ist ohne Verheißung.
Quelle:
Nachfolge, DBW Band 4,
Seite 47f