Himmelfahrtsfreude – man muß innerlich sehr still geworden
sein, um den leisen Klang dieses Wortes überhaupt zu
hören. Freude lebt von der Stille und von der Unbegreiflichkeit.
In der Tat, begreiflich ist diese Freude nicht. Aber das Begreifliche
macht nie Freude, es ist das Unbegreifliche und doch
Wahre, Wirkliche, Lebendige, an dem Freude sich entzündet.
Darum ist rechte Freude selbst immer etwas Unbegreifliches,
sowohl für die andren als auch für den, der sie empfindet.
Freude ist einfach da, Himmelfahrtsfreude ist einfach da, wo in
der Kirche von Christi Erhöhung über alle Welt und von seiner
Wiederkunft geredet wird, wo er selbst seiner freudig wartenden
Gemeinde im Sakrament begegnet. Sie ist da, nicht laut, sondern
verhalten, die Welt macht ihr Angst, die Sünde macht ihr
Angst – aber sie ist da als die himmlische Freude der Knechte,
die des Nachts wachen und Ausschau halten bei brennenden
Kerzen, bis ihr lieber Herr heimkommt (Lukas 12, 35-40). Alle
Christusfreude in dieser Welt ist ja Vorfreude – und wer wird
seine Vorfreude laut verraten? Und doch welche Freude ist stärker
als die Vorfreude? Vorfreude – in welcher Erwartung denn?
In der Erwartung der letzten Dinge. Der Herr, den wir nicht
sehen, aber dennoch lieb haben, er wird wiederkommen.
Quelle:
Berlin 1932-1933, DBW Band 12,
Seite 458