Das Neue steht fest auf dem Alten

Zweifach ist das Amt des Heiligen Geistes: lehren und erinnern.
Die Gemeinde bedarf auf ihrem Wege durch die Welt
immer neu der Weisung und der Erkenntnis. Neuen Feinden,
neuen Fragen, neuen Nöten gegenüber hat die Gemeinde am
Heiligen Geist ihren Lehrer, der sie »alles lehrt« (Johannes 14, 26).
In keinem Stücke, das für sie wichtig ist, wird sie ohne Weisung
und Erkenntnis bleiben und sie darf dieser Erkenntnis gewiß
werden, weil der Heilige Geist und nicht Menschenvernunft
ihr Lehrer ist. So wird die Kirche im Laufe ihrer Geschichte
auch neue Erkenntnisse empfangen, sie wird nicht aufhören
zu lernen und auf den Heiligen Geist zu hören. Der Heilige
Geist ist nicht toter Buchstabe, sondern der lebendige Gott
(2 Korinther 3, 6). So darf sich die Gemeinde in jeder Entscheidung
dem Heiligen Geist anvertrauen und fest glauben, daß er
gegenwärtig an ihr und in ihr wirkt und uns nicht im Dunkeln
tappen lassen wird, wenn wir nur ernstlich seine Lehre hören
wollen. Alle Lehre des Heiligen Geistes aber bleibt gebunden
an das Wort Jesu. Das Neue steht fest auf dem Alten. So tritt
zur Lehre das Erinnern. Wäre nur Erinnerung in der Kirche, so
verfiele sie einer toten Vergangenheit, wäre nur Lehre da ohne
Erinnerung, so wäre die Kirche der Schwärmerei ausgeliefert.
So übt der Heilige Geist als der rechte Beistand der Gemeinde
beides, erführt die Kirche vorwärts und er hält sie zugleich fest
bei Jesus (Matthäus 13, 52).

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940
, DBW Band 15, Seite 569

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